Blick zurück: Le Mans 2010 und der Distanzrekord
- Die Le-Mans-Siege von Audi im Rückspiegel: Sieg Nummer 9
Der Erfolg von Audi in Le Mans 2010 war der neunte Sieg der Marke bei dem Langstrecken-Klassiker. Timo Bernhard (D), Romain Dumas (F) und Mike Rockenfeller (D) feierten ihren ersten Sieg an der Sarthe – die drei Youngster legten in ihrem Audi R15 TDI insgesamt 5.410 Kilometer zurück und durchbrachen den 39 Jahre alten Distanzrekord damit um 75 Kilometer. Bei diesem Rennen gelang Audi zudem der vierte Dreifachtriumph.
Der klassische Zielkonflikt im Langstrecken-Rennsport – die Leistung zu steigern und dennoch maximale Zuverlässigkeit zu garantieren – führte bei der 78. Auflage der 24 Stunden von Le Mans zu einem dramatischen Rennverlauf: Wie schwer dieser Konflikt zu lösen war, zeigte sich beim Blick auf die Konkurrenz: Sie musste Ausfall um Ausfall verkraften. Audi dagegen setzte die Zuverlässigkeit des V10-TDI-Motors an erste Stelle, um absolut auf der sicheren Seite zu sein. „Deshalb war uns schon im Vorfeld des Rennens klar, dass wir nicht das schnellste Auto haben werden, aber ein extrem zuverlässiges und effizientes. Das Entwicklungsziel war eine um rund 20 Prozent gesteigerte Effizienz – das ist uns gelungen“, sagt Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich.
Diese Vorgabe an die Ingenieure wirkte sich gleich in doppelter Hinsicht aus: technisch mit einer 100-prozentigen Erfolgsquote auf den Plätzen eins bis drei und sportlich mit dem neu aufgestellten Distanzrekord. Beim Versuch, schneller zu sein als Audi, musste Hauptkonkurrent Peugeot den technisch bedingten Totalausfall aller seiner Rennwagen verkraften. Anschließend rollten die Audi-Piloten keineswegs ohne Druck ins Ziel, sondern fuhren so schnell, dass sie eine alte Bestmarke brachen. Im Verlauf von 397 Runden legte der schnellste Audi R15 TDI eine Distanz von 5.410 Kilometern zurück. Der alte Bestwert von 5.335 Kilometern stammte aus dem Jahr 1971. Damals hatte der Kurs sogar noch einen anderen Streckenverlauf, denn die lange Hunaudières-Gerade war noch nicht von Schikanen unterbrochen und die Rennwagen konnten dort viel schneller fahren als 2010.
„Diese Rekordfahrt war einfach unglaublich“, erinnert sich Mike Rockenfeller. „Ich spürte deutlich wie erleichtert ich nach dem Sieg war.“ Der damals 26 Jahre alte Deutsche kannte zwar die 24 Stunden von Le Mans und hatte in seiner Karriere schon viele Rennen mit Timo Bernhard und Romain Dumas bestritten. Doch in dieser Kombination war das Trio zum ersten Mal für Audi in Le Mans unterwegs. „Das war eine Fahrerpaarung auf einer Wellenlänge. Wir wussten, was fahrerisch möglich war. Und auch unser Audi lief perfekt, er fühlte sich einfach klasse an.“
Die härtesten Gegner der drei Youngster nach dem Ausfall der Konkurrenten waren die eigenen Teamkollegen. Ein unverschuldeter Zwischenfall machte die Situation noch einmal spannend. In der Boxengasse verlor die Startnummer „9“ mit Romain Dumas am Steuer nach einer Berührung beim Einbiegen auf den Stellplatz einen Außenspiegel. Dieses Bauteil aber ist im Reglement vorgeschrieben. „Wenn dies einen zusätzlichen Stopp bedeutet hätte, wäre unser Rennen verloren gewesen“, sagt Rockenfeller. „Aber die Mechaniker haben den Spiegel bei einem regulären Stopp sehr schnell ersetzt.“ So erreichten Bernhard, Dumas und Rockenfeller das Ziel mit einer Runde Vorsprung vor Marcel Fässler/André Lotterer/Benoît Tréluyer. Dindo Capello/Tom Kristensen/Allan McNish komplettierten den Dreifachsieg der Marke. Seit diesem Erfolg ist Audi in Le Mans ungeschlagen – und der neue Distanzrekord bislang unerreicht.
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