Betriebsversammlung Neckarsulm: Verlässliche Strategie statt Sparprogramm gefordert
- Gesamtbetriebsrat Jens Stammler: „Wir brauchen eine Transformation und ein klares Zukunftsbild – kein weiteres Sparprogramm.“
- Vorstandsvorsitzender Gernot Döllner: „Müssen Entwicklungs- und Fertigungszeiten reduzieren, um Wettbewerb die Stirn zu bieten.“
- Finanzvorstand Jürgen Rittersberger: „Unsere aktuellen Kennzahlen zeigen: Wir müssen unser Unternehmen umbauen und dabei die Prozesse, Organisationen und Kostenstrukturen zukunftsfähig gestalten.”
Die Frage, ob und welche Auswirkungen die Situation bei der Konzernmutter VW auf Audi haben könnte, dominierte die dritte Versammlung des Neckarsulmer Betriebsrats in diesem Jahr. Jens Stammler, Mitglied des Gesamtbetriebsrats, verlangte dabei vom Audi Vorstand, dass das Unternehmen zu jeder Zeit selbstbestimmt und handlungsfähig bleiben müsse. Den Bericht der AUDI AG hielten der Vorstandsvorsitzende Gernot Döllner und Jürgen Rittersberger, Vorstand für Finanz, Recht und IT.
Mit mehr als 3.200 Audianerinnen und Audianern war die Kapazitätsgrenze der Halle, in der die Betriebsversammlung stattfand, erreicht. Die Anwesenden bewegte die Frage, welche Auswirkungen das Sparprogramm im VW-Konzern auf die AUDI AG haben könnte. In seinem Bericht verlangte Gesamtbetriebsrat Jens Stammler vom Audi Vorstand, dass Prozesse und Strategien ausgearbeitet werden sollen, die ein gesamtheitliches und verlässliches Zukunftsbild ausmachen. Stammler mahnte, dass „Probleme nicht durch einen Angriff auf die Standorte, die Beschäftigten und die Tarifverträge gelöst werden dürfen.“ Er forderte Respekt und Wertschätzung für seine Kolleginnen und Kollegen.
Dauerbrenner Werkbelegung
Trotz Anlauf des A5 (B10) und den Vorbereitungen auf den Anlauf des A7 (C9) ist das Neckarsulmer Werk noch nicht voll ausgelastet. Nach Auslauf des R8 und dem schwachen Absatz des e-tron GT stehen vor allem die Böllinger Höfe im Zentrum der Forderung nach einem Nachfolgefahrzeug. Stammler forderte eine schnelle Entscheidung, damit dort keine Lücke entstehe. Der Betriebsrat sei auch bereit, für ein neues Sportwagenprojekt den „Fonds zur Elektrifizierung“ des Standorts in Höhe von 300 Millionen Euro einzubringen. Stammler stellte dazu klar: „Die 300 Millionen Euro werden nur investiert, wenn das Projekt den Zuschlag für Neckarsulm erhält.“
Döllner: „Müssen als Unternehmen konsequent handeln“
Den Situationsbericht des Unternehmens teilten sich der Vorstandsvorsitzende Gernot Döllner und Jürgen Rittersberger, Vorstand für Finanz, Recht und IT der AUDI AG. Gernot Döllner dankte in seinem Redebeitrag dem Team in Neckarsulm, das sich in der größten Anlaufphase der Werkgeschichte befindet. Zugleich verwies er auf das herausfordernde Umfeld: „Wir müssen als Unternehmen jetzt konsequent handeln, um trotz massiver Herausforderungen für die Automobilindustrie weiterhin wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.“ Audi müsse sich der Aufgabe stellen, in allen Bereichen des Unternehmens effizienter zu werden, um dem Wettbewerb die Stirn bieten zu können. Mit der Neuausrichtung der Technischen Entwicklung, der Baureihen und der Produktstrategie habe das Unternehmen den Grundstein gelegt und auch das Profil der Technischen Entwicklung in Neckarsulm geschärft. Damit sei der Anfang für weitere Bereiche gemacht. Döllner forderte „mehr Geschwindigkeit in den Entwicklungs- und Fertigungszeiten sowie allen anderen unternehmerischen Prozessen“. Das Ziel: „Wir stellen Audi so auf, dass wir wieder Außergewöhnliches erreichen können“, so Döllner. Er appellierte, „jetzt gemeinsam die Zukunft unseres Unternehmens zu gestalten“.
Jürgen Rittersberger machte deutlich, dass das schwierige konjunkturelle Umfeld und der hohe Wettbewerbsdruck auf den Pkw-Märkten die finanzielle Situation bei Audi weiter verschärft habe. Man arbeite mit Nachdruck dagegen, so Rittersberger, etwa im Rahmen des Performance Program 14. „Aber das wird nicht reichen: Wir müssen unser Unternehmen umbauen und dabei die Prozesse, Organisationen und Kostenstrukturen zukunftsfähig gestalten.“
Hintergrundinformationen zur Betriebsversammlung
Vier Mal im Jahr finden bei Audi Betriebsversammlungen statt, sie sind damit fester Bestand der jährlichen Terminplanung. Die Betriebsversammlungen dienen der umfassenden Information der Beschäftigten über die Tätigkeit des Betriebsrats und geben der Belegschaft Aufschluss über die Situation des Unternehmens.