Compliance und Integrität
Wie Audi Künstliche Intelligenz verantwortungsvoll einsetzt
Vertrauen ist die Basis jeder Zusammenarbeit. Die Reputation, der Erfolg und vor allem das Vertrauen von Kund_innen und Investor_innen in Marken und ihre Produkte hängen auch davon ab, ob ein Unternehmen seiner wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird.
Integres Handeln ist für Audi ein Grundpfeiler, um Leitplanken für Entscheidungen in unsicheren Zeiten zu bieten und als Unternehmen zukunftsfähig zu bleiben. Compliance und Integrität bilden im Rahmen von ESG (Environmental, Social und Corporate Governance) die Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften. Compliance gibt dabei die rechtliche Basis vor, auf der alle Handlungen und Entscheidungen fußen müssen. Integrität eröffnet eine weitere Dimension: eine aufrichtige und verantwortungsvolle Einstellung, ein Gespür für kritische Situationen und Graubereiche, in denen das Denken, Tun und Handeln hinterfragt und Bedenken offen ausgesprochen werden. Das gilt für jede einzelne Audianerin und jeden einzelnen Audianer.
Glaubwürdiges und verantwortungsvolles Handeln wird anspruchsvoller, wenn bekannte Pfade verlassen werden und auf neuen Wegen die Leitplanken noch fehlen – ob aufgrund voranschreitender Digitalisierung, wegen des zunehmenden Einsatzes Künstlicher Intelligenz oder aufgrund des Bestrebens, einen Beitrag zur Verringerung der weltweiten Treibhausgas-Emissionen zu leisten. KI etwa wird die Art und Weise, wie Menschen zukünftig arbeiten, massiv verändern.
KI in der Lieferkette
Zur Erhöhung der Transparenz und zur Prävention von Risiken in der Lieferkette setzt Audi beispielsweise auf intelligente Algorithmen, die sicherstellen, dass potenzielle Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette frühzeitig erkannt werden können. So analysiert eine KI in öffentlich zugänglichen Nachrichten aus 150 Ländern in 50 Sprachen, ob über Nachhaltigkeitsverstöße berichtet wird und demzufolge diese Verstöße tatsächlich vorliegen könnten. Bei jedem sich entwickelnden, möglichen Nachhaltigkeitsrisiko wird Audi automatisch benachrichtigt. Ein Expert_innenteam prüft den Sachverhalt genau und leitet gegebenenfalls geeignete Maßnahmen ein.
Warum Integrität und Compliance auch für eine KI wichtig sind
Die Anwendungsmöglichkeiten von KI sind vielfältig, beispielsweise in Entwicklung, Produktion oder Vertrieb. Die Entwicklungen und Fortschritte sind äußerst dynamisch. Umso wichtiger ist es, dass alle Beteiligten – unter anderem Mitarbeitende oder Geschäftspartner_innen ‒ KI verstehen und für sich einsetzen können. Deshalb hat der Audi Vorstand auf Basis der Ethik-Leitlinien der EU und des AI Act sowie der sieben EU-Anforderungen an eine vertrauenswürdige KI (ALTAI: Assessment list for trustworthy artificial intelligence) eine Grundsatzerklärung zum verantwortungsvollen Umgang mit KI verabschiedet. Zudem wurde der Umgang mit KI im Code of Conduct und dem Code of Conduct für Geschäftspartner verankert. Beides soll verantwortungsbewusstes Handeln mit KI ermöglichen und sie zu jemandem werden lassen, die man um Rat fragt, eine Kollegin KI.
Die Grundsatzerklärung umfasst drei Leitprinzipien für vertrauenswürdige KI: Respekt, Sicherheit und Transparenz. Das erste Prinzip ist der Respekt vor den Persönlichkeits- und Selbstbestimmungsrechten des Menschen. Die Wahrung dieser Rechte genießt höchste Priorität vor der Entscheidung über den Einsatz von KI. Ziel ist, dass die eingesetzten KI-Systeme im Einklang mit Unternehmenswerten wie Wertschätzung, Offenheit, Verantwortung und Integrität stehen und das Engagement von Audi für Nachhaltigkeit, Gesellschaft und Umwelt unterstützen.
Der sichere Umgang mit KI-Systemen und ihre Prüfung auf Qualitäts-, Nachhaltigkeits- und Sicherheitsaspekte sowie die Aufsichts- und Rechenschaftspflicht des Menschen bilden das zweite Leitprinzip. Das Handeln des Menschen hat stets Vorrang gegenüber KI-Anwendungen – Herzschlag vor Bits und Bytes.
Das dritte Prinzip ist die Transparenz: Audi kommuniziert gegenüber Kund_innen und Partner_innen sowie Mitarbeitenden und anderen Stakeholdern transparent, wie KI in Produkten, Dienstleistungen und Prozessen eingesetzt wird.
Unternehmerische Verantwortung und Governance
Unternehmen verfolgen häufig konkurrierende Ziele, die miteinander in Einklang gebracht werden müssen: Kosteneffizienz bei gleichzeitiger Rechtskonformität und Einhaltung von Umwelt- sowie Arbeitsschutz sind Beispiele dafür.
Viele Einflussgrößen definieren unternehmerische Entscheidungen und Entwicklungen sowie das Veränderungstempo. Die erste Einflussgröße sind gesetzliche Anforderungen. Sachverhalte, die bereits heute auf EU-Ebene reguliert werden, wie zum Beispiel Emission, Produkthaftung, Fahrzeugsicherheit oder Materialrecycling, entwickeln sich mit neuen Vorgaben kontinuierlich weiter.
Mindestens ebenso viel Gewicht wie die regulatorischen Vorgaben hat die Erwartungshaltung der Stakeholder. Neben einer Renditeerwartung von Investor_innen zählen dazu ebenso die Erwartungen von Mitarbeitenden, Kund_innen, Anwohner_innen an den Standorten, Partner- und Zulieferunternehmen. Diese Anspruchs- und Interessengruppen erwarten konsistente, transparente, glaubwürdige und messbare Unternehmensentscheidungen. Werden die Erwartungen nicht erfüllt, kann das tiefgreifende Folgen für die Unternehmensreputation haben.
Längst hat Audi wirksame Instrumente für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung etabliert. Dazu zählt etwa das Compliance-Management-System (CMS). Es beinhaltet die Grundsätze, Maßnahmen, Prozesse und Strukturen des Unternehmens zur dauerhaften Einhaltung von Gesetzen, internen Vorschriften und einer gelebten Integritätskultur. Es wird kontinuierlich weiterentwickelt, um den Anforderungen der Zukunft auf Augenhöhe zu begegnen.
Daneben gibt es ein Risikomanagementsystem (RMS) und ein Internes Kontrollsystem (IKS) im Sinne des G wie Governance in ESG. Beide Instrumente dienen der Absicherung der unternehmerischen Ziele und der langfristigen Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit. Ergänzt werden diese Vorgaben durch umfassende Richtlinien und Prozesse.
Werte als Schlüsselkompetenz
Die Audi Verhaltensgrundsätze (Code of Conduct) sind das ethische und wertebasierte Fundament für integres und regelkonformes Arbeiten im Audi Konzern und damit eine verbindliche Leitlinie für alle Beschäftigten weltweit. Dasselbe gilt auch für den Code of Conduct für Geschäftspartner, der verpflichtende Voraussetzung für die Aufnahme von Geschäftsbeziehungen ist.
Darüber hinaus bestärkt Audi seine Mitarbeitenden durch gezielte Sensibilisierung, Kommunikation und Befähigung. Führungskräfte geben ihren Mitarbeitenden ein großes Maß an Handlungs- und Entscheidungsspielraum und stärken so das eigenständige, selbstwirksame Arbeiten. Gleichzeitig braucht es dafür auch Mitarbeitende, die bereit sind, Eigenverantwortung zu übernehmen.
Speak-up-Kultur und psychologische Sicherheit
Entscheidend dafür ist ein Arbeitsumfeld, das psychologische Sicherheit und Orientierung bietet, in dem unterschiedliche Meinungen willkommen sind, kalkulierbare Risiken eingegangen und Fehler als Lernchancen verstanden werden. Eine vertrauensvolle Kultur ist darüber hinaus essenziell, um Mitarbeitende zu halten und Fachkräfte sowie Expert_innen zu gewinnen.
Rund 100 Integritätsbotschafter_innen fördern als Multiplikator_innen und Rollenvorbilder in allen Geschäftsbereichen den Dialog über integres Handeln und die Speak-up-Kultur, mit der ehrliches und offenes Feedback gefördert wird.
Wie sensibilisiert Audi seine Mitarbeitenden für Regeln und Werte?
Um die regulatorischen Vorgaben zu erfüllen, den unternehmerischen Selbstverpflichtungen gerecht zu werden und die Unternehmenskultur weiter zu entwickeln, setzt Audi auf umfangreiche Kommunikation und Qualifizierung. Dazu zählen unter anderem:
- verpflichtende Qualifizierungen aller Mitarbeitenden zu den Audi Verhaltensgrundsätzen (Code of Conduct), zu Insiderinformationen, Anti-Korruption und Geldwäsche
- verpflichtende Trainings für alle Mitarbeitenden zur Achtung der Menschenrechte und zu den Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes im Rahmen der persönlichen und unternehmerischen Verantwortung
- Trainings zum Umgang mit Dilemmasituationen, Impuls-Workshops zum Thema Integrität und Vermeidung von Absicherungsverhalten
- Integrity Skillset als Qualifizierungsprogramm zu ethischem Führen für alle Kandidat_innen, die sich auf dem Entwicklungsweg ins Management befinden. Es vermittelt, wie man in einem zunehmend komplexen Umfeld integer entscheidet sowie wertebasiert und folgenorientiert führt.
- regelmäßige interaktive Veranstaltungen wie Compliance-Dialoge oder Audi Integrity Summits für Mitarbeitende und Führungskräfte
- Audi hat sich der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, den Prinzipien der Internationalen Arbeitsorganisation sowie der OECD, den Grundsätzen der Erklärung von Rio zu Umwelt und Entwicklung sowie der UN-Konvention gegen Korruption verpflichtet.
- Zudem ist das Unternehmen seit März 2022 nach einer Unterbrechung erneut Mitglied im UN Global Compact, der weltweit größten Initiative für nachhaltige Unternehmensführung. Die Mitgliedschaft in einer der aktivsten Plattformen für den Austausch zwischen Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik bildet eine wichtige Säule des Stakeholder-Managements von Audi.
- Seit Anfang 2023 koordiniert und kontrolliert Daniel Patnaik als Menschenrechtsbeauftragter die Einhaltung der Menschenrechte innerhalb des Audi Konzerns und entlang der Lieferkette.
Was passiert bei Verdachtsfällen?
Das Audi Aufklärungs-Office betreibt ein unabhängiges, unparteiisches und vertrauliches Hinweisgebersystem, um potenziellem Fehlverhalten von Beschäftigten oder Verstößen gegen Gesetze, Vorgaben sowie den Code of Conduct für Geschäftspartner in der Lieferkette systematisch nachzugehen. Hinweise können jederzeit intern wie extern direkt über unterschiedliche Meldekanäle an Audi adressiert werden.
Im Jahr 2023 waren unter den insgesamt 547 eingegangenen Hinweisen auf mögliche Regelverstöße auch 33 lieferkettenbezogene Meldungen. Die Hinweise erfolgten mehrheitlich direkt an das Audi Aufklärungs-Office und nicht anonym, was das hohe Vertrauen in das Hinweisgebersystem dokumentiert.
Stand: März 2024