Rallye Dakar 2022

Das Multitalent

Mattias Ekström ist ein Rennfahrer für alle Fälle. Der Schwede war Weltmeister im Rallycross, zweimal DTM-Champion und gewann vier Titel beim Race of Champions. In der Welt der Elektromobilität führt er seine Erfolgsserie als Meister der Pure ETCR 2021, Vizemeister der FIA ETCR 2022 und bester der drei Dakar-Teilnehmer 2022 von Audi nahtlos fort.

Mattias Ekström hat 2022 erst zum zweiten Mal an der längsten und härtesten Marathon-Rallye der Welt teilgenommen. Zugleich war es nach einem Probejahr in einem Side-by-Side-Modell sein erster Dakar-Einsatz überhaupt in einem Auto. Als Etappensieger, Neunter der Gesamtwertung und bester Audi-Fahrer setzte er mit Beifahrer Emil Bergkvist auf Anhieb Akzente. „In meiner Karriere habe ich es immer gewagt, neue Herausforderungen anzunehmen“, bekennt der Schwede. „Sollten wir gewinnen, wäre ich der glücklichste Mensch auf Erden, und ich weiß, Emil wäre es auch. Aber wir fahren nicht mit dieser Ambition zur Dakar. Unser Ziel ist es, perfekte Tage zu verwirklichen, und zwar 14 perfekte Tage. Wenn uns das gelingt, sind wir beide glücklich. Wenn wir dann trotzdem geschlagen werden, ist es so und wir müssen uns beim nächsten Mal noch mehr anstrengen.“

Wie schon zuvor in seiner Karriere hat Mattias Ekström in seiner neuen Disziplin schnell die grundsätzlichen Lektionen erlernt und arbeitet seither daran, sich immer weiter zu verbessern. Zu den großen Lehren von Wüstenrallyes zählt die Erkenntnis einer gewissen eigenen Unvollkommenheit. Es mag so erscheinen, dass die persönliche Leistung schwankt, und doch ist dies unvermeidbar angesichts der Größe der Herausforderungen, aber auch der Unwägbarkeiten auf jedem Streckenkilometer. Darin unterscheidet sich diese Motorsport-Disziplin so fundamental von der Rundstrecke mit ihren reproduzierbaren Zyklen.

„Die Dakar ist mit 14 Wettbewerbstagen die längste und härteste Rallye im Kalender“, sagt Mattias Ekström. „Jeder macht bei dieser Veranstaltung Fehler. Es geht nur darum, wie oft sie uns unterlaufen und wir groß die Auswirkungen sind. Sie auf ein Minimum zu reduzieren, ist die Voraussetzung, um erfolgreich zu sein.“ Immer versteht sich der Profi dabei als Teil eines Teams – so wie er in seiner Karriere den Gedanken des Teams oft genug vor den eigenen Vorteil gestellt hat.

„Wir lernen sehr schnell, weil wir gute Teamkollegen haben, von denen wir lernen können. Aber wir bleiben auch bescheiden, weil wir wissen, dass es viele Jahre dauert, um wirklich alle Elemente zu verstehen und zu beherrschen“, analysiert der langjährige Audi-Pilot. „Nach der Rallye Marokko im Oktober 2022 hatten wir das Gefühl, das Roadbook viel besser zu verstehen, aber auch die Strecken lesen zu können und zu navigieren. Je mehr man dies verinnerlicht, desto eher wird man auch schneller und konstanter. Und es reduziert den Stress beim Fahren. Das ist auch der Trick, um die gesamte Rallye lang fit zu bleiben. Die Dakar kostet viel Energie, deshalb ist es wichtig, mit voll geladenen Batterien dorthin zu kommen.“

Für den 44 Jahre alten Schweden sind neue motorsportliche Aufgaben weiterhin der Kick. „Ich liebe es nach wie vor, herauszufinden, wie gut ich als Fahrer wirklich werden kann“, sagt Ekström. „Wenn ich mich im Cockpit neu herausfordere, dann reizt mich neben dem Wettbewerb auch absolut all das dafür nötige Trainieren und Lernen.“

Sein nimmermüder Entdeckergeist brachte Mattias Ekström aus der schwedischen Provinz Falun ganz nach oben auf der internationalen Motorsportbühne. Wo er sofort überzeugte. 17 Jahre lang fuhr Ekström meist greifbar nah am DTM-Titel. Immer für Audi, 14 Jahre lang als Audi-Werksfahrer. Zwei DTM-Titel gewann er mit der Marke mit den Vier Ringen. Mit seinem eigenen Team und dem Audi S1 EKS RX quattro schaffte der Schwede es außerdem zum Weltmeister im Rallycross. Und 2021 war er der erste Motorsportler, der einen Titel in einem vollelektrischen Tourenwagen gewann – in der Rennserie Pure ETCR.

Eine ganz besondere Herausforderung besteht für Mattias Ekström in der Hitze, die in der Wüste herrscht. „Seit einer Krankheit mit 22 neige ich schnell zum Schwitzen“, sagt er. „Das bedeutet speziell in der Wüste einen hohen Verlust von Flüssigkeit. Ich kann tagsüber aber nicht so viel trinken. Da ich kein Gewicht verlieren darf, nehme ich in diesem Jahr eine Waage mit ins Biwak. Ich habe in der DTM gelernt, wie man auf seinen Flüssigkeitshaushalt achtet.“ Dank der guten Klimatisierung seines Audi RS Q e-tron bleibt dem Profi im Vergleich zu manchem Konkurrenten aber vielleicht die ein oder andere Schweißperle erspart.

„Wir starten mit viel Zuversicht und Ruhe in die neue Saison“, bekennt der Skandinavier. „Wir hatten zum Saisonende 2022 eine medizinische Untersuchung, die perfekt war. In der Werkstatt haben wir uns noch einmal mit allen Details im Cockpit beschäftigt, haben die Abstimmung überprüft und sind auch in mechanischen Arbeiten für den Notfall geschult worden. Alles, was wir in Marokko im Oktober gelernt haben, ist in unsere Vorbereitung eingeflossen. Das beginnt bei Kleinigkeiten im Cockpit, beim Komfort, den Gurten und reicht über immer bessere Reifenwechsel bis hin zu dem Punkt, wie wir aus dem Auto noch mehr herausholen können durch den Reifenluftdruck oder die Standhöhe.“

Biografie
Mattias Ekström (S)

Geburtsdatum: 14. Juli 1978
Geburtsort: Falun (S)
Wohnort: München (D)
Familienstand: ledig (Partnerin Heidi), ein Sohn (Mats), eine Tochter (Hanna)
Größe/Gewicht: 1,83 m/77 kg
Motorsport seit: 1993 (Audi-Fahrer 1999–2018 und wieder seit 2021)

Karriere als Fahrer:

1993 Kart
1994 Kart, Schwedischer Renault-5-Cup
1995 2. Platz Schwedischer Renault-5-Cup
1996 1. Platz Schwedischer Renault-5-Cup, „Young Driver of the Year“
1997 2. Platz Schwedische Tourenwagen-Meisterschaft, „Rookie of the Year“
1998 8. Platz Schwedische Tourenwagen-Meisterschaft
1999 1. Platz Schwedische Tourenwagen-Meisterschaft (Audi A4 quattro)
2000 3. Platz Schwedische Tourenwagen-Meisterschaft
2001 8. Platz DTM (Abt-Audi TT-R), 6. Platz 24 Stunden Nürburgring
2002 3. Platz DTM (Abt-Audi TT-R)
2003 4. Platz DTM (Abt-Audi TT-R), 3. Platz Gruppe N Rallye Schweden
2004 1. Platz DTM (Audi A4 DTM), 1. Platz Gr. N Rallye Schweden und Catalunya
2005 2. Platz DTM (Audi A4 DTM), 1. Platz Nations Cup Race of Champions
2006 8. Platz DTM (Audi A4 DTM), 1. Platz Race of Champions
2007 1. Platz DTM (Audi A4 DTM), 1. Platz Race of Champions
2008 3. Platz DTM (Audi A4 DTM)
2009 5. Platz DTM (Audi A4 DTM), 1. Platz Race of Champions
2010
5. Platz DTM (Audi A4 DTM)
2011 2. Platz DTM (Audi A4 DTM), 1. Platz 24 Stunden Spa (Audi R8 LMS)
2012 6. Platz DTM (Audi A5 DTM)
2013 7. Platz DTM (Audi RS 5 DTM)
2014 2. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 10. Patz Rallycross-WM (Audi S1 EKS RX quattro)
2015 3. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 6. Platz Rallycross-WM (Audi S1 EKS RX quattro)
2016 7. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 1. Platz Rallycross-WM (Audi S1 EKS RX quattro)
2017 2. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 2. Platz Rallycross-WM (Audi S1 EKS RX quattro)
2018 2. Platz Rallycross-WM (Audi S1 EKS RX quattro)
2019
Rallycross-WM (Audi S1 EKS RX quattro)
2020
2. Platz Rallycross-WM (Audi S1 EKS JC RX quattro)
2021
1. Platz Pure ETCR, Rallye Dakar, Extreme E, Audi-Dakar-Projekt
2022 2. Platz FIA ETCR, 9. Platz Rallye Dakar (Audi RS Q e-tron)

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