„Wir haben eine überzeugende Basis“
- Nathanaël Berthon: „Ich bin jetzt schon sehr angetan“
- Frédéric Vervisch: „Die Ingenieure haben ein erstklassiges Produkt entwickelt“
Die Audi Sport-Piloten Nathanaël Berthon und Frédéric Vervisch entwickeln den neuen Audi RS 3 LMS gemeinsam mit den Ingenieuren von Audi Sport customer racing. Im Interview berichten sie von den Fortschritten.
Nathanaël Berthon, willkommen bei Audi Sport. Die Produkte unserer Marke kennen Sie aus dem Kundensport schon seit Jahren, nun sind Sie erstmals auch Audi Sport-Fahrer. Ein großer Schritt für Sie?
Nathanaël Berthon: Ich bin international schon seit Langem im Motorsport unterwegs, aber es ist noch einmal etwas anderes, für einen Automobilhersteller zu fahren. Es fühlt sich fantastisch an, zur Audi-Familie zu gehören. Audi ist im Motorsport seit vielen Jahren sehr erfolgreich und ich bin stolz, nun zur Audi-Familie zu gehören. Mit dem neuen RS 3 LMS haben wir ein wunderbares neues Auto. Ich bin extrem motiviert und freue mich sehr auf die Saison 2021.
Nach der Weltpremiere des Audi RS 3 LMS hat nun ein intensives Testprogramm begonnen. Wie sind Sie in die Entwicklungsphase gestartet?
Frédéric Vervisch: Für jeden Fahrer ist es etwas Besonderes, einen neuen Rennwagen ab der ersten Stunde zu begleiten. Schon als ich in Castellolí die ersten Kilometer gefahren bin, hat sich das Auto toll angefühlt. Bereits unsere ersten Schritte stimmen mich zuversichtlich. Die Ingenieure von Audi haben ein erstklassiges Produkt entwickelt, das sich schon zu diesem frühen Zeitpunkt durch seine hohe Qualität auszeichnet. Und mit jedem Tag, den wir auf der Strecke verbringen, lernen wir dazu.
Nathanaël Berthon: Das Auto ist auf Anhieb ein guter Wurf. Es ist schnell und gibt eindeutige Rückmeldungen. Die Schaltung arbeitet mit sehr kurzer Reaktionszeit, dennoch bleiben die Gangwechsel sanft. Als Fahrer fühlt man sich im Cockpit gleich sehr wohl, das Auto ist sogar leichter zu fahren als sein Vorgänger. Durch die etwas zentralere Sitzposition ergibt sich auch ein größeres Blickfeld. Ich bin jetzt schon sehr begeistert.
Frédéric Vervisch, für Sie bedeutet das Programm ab Sommer eine Rückkehr in den WTCR – FIA-Tourenwagen-Weltcup. Was erwarten Sie nach einem Jahr Pause?
Frédéric Vervisch: Es ist schön, nach 2018 und 2019 gemeinsam mit Audi Sport und dem Team Comtoyou Racing von Jean-Michel Baert in die FIA WTCR zurückzukehren. Ich denke, dass ich mit meiner Erfahrung die Entwicklung unseres neuen Rennwagens beschleunigen kann. Ich bestreite das Programm parallel zu meinen GT3-Einsätzen und wünsche mir, mit dem neuen RS 3 LMS gegen starke Konkurrenz etwas ausrichten zu können.
Nathanaël Berthon, Sie haben vergangenes Jahr mit dem Audi RS 3 LMS Ihren ersten Sieg in der FIA WTCR erzielt. Nun treten Sie mit dem neuen Auto an. Was haben Sie sich vorgenommen?
Nathanaël Berthon: Was unser neues Auto anbetrifft, so bin ich absolut zuversichtlich. Wir hatten uns für Vallelunga ein großes Pensum vorgenommen und abgearbeitet. Dabei habe ich in kurzer Zeit viele Kilometer abgespult, was mir sehr hilft. In vielen Bereichen validieren wir jetzt genau das, worauf es im Kampf um eine Meisterschaft ankommt. Von mir aus kann es bald losgehen. Und dann fahren wir im Juni als erstes gleich auf der Nürburgring-Nordschleife. Ich mag sie schon von meinen Einsätzen in den Jahren 2018 und 2020, muss sie aber noch besser kennenlernen. Eines weiß ich heute schon: Unserem neuen Auto wird die Strecke gewiss gut liegen.
Frédéric Vervisch, einerseits gilt es, den neuen RS 3 LMS für die FIA WTCR nach Ihren Wünschen zu entwickeln, andererseits muss das Auto auch für Privatiers in aller Welt optimal zu handhaben sein. Worauf dürfen sich die Kundenteams freuen?
Frédéric Vervisch: Wir entwickeln das Auto so gründlich wie möglich, um den Kunden ein gutes Produkt zur Verfügung zu stellen. Das Modell muss vielseitig sein, sowohl was die Strecken und Meisterschaften rund um den Globus anbetrifft, aber auch individuelle Wünsche bezüglich Abstimmung und Fahrverhalten. Was ich heute schon sagen kann: Es hat sich vieles gegenüber dem Vorgänger verändert. Die Elektronik ist neu, ebenso die Ergonomie mit einer besseren Sitzposition. Die Kühlung ist effizienter, die Gangwechsel des neuen Getriebes sind fantastisch. Und auch die Mechaniker dürfen sich freuen: Sie können dank unserer neuen kinematischen Möglichkeiten bei der Abstimmung in kürzerer Zeit viel akkurater arbeiten. Wir haben eine überzeugende Basis.
Nathanaël Berthon, wie weit sind Sie mit den Saisonvorbereitungen nach den bisherigen Tests?
Nathanaël Berthon: Wir sind alle hoch motiviert und haben bei jedem Test lange gearbeitet. Wir verstehen das Auto immer besser und wissen zugleich, was noch zu tun ist. In Aragon haben wir zuletzt den Bereich Fahrwerk und Dämpfer weiter aussortiert. Ich spüre, dass wir ein gutes Auto haben, auch wenn bis zum Saisonbeginn noch viel Arbeit vor uns liegt.