• Beschäftigungssicherung bis 31. Dezember 2033 verlängert, Tarifentgelte geschützt, Zukunftsfonds für den Standort Neckarsulm – Betriebsrat stellt Verhandlungsergebnisse vor
  • Alexander Reinhart, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender: „Das Ergebnis der Verhandlungen ist ein mühevoll erkämpfter Kompromiss, bei dem beide Seiten Zugeständnisse machen mussten.“
  • Gernot Döllner: „Klare Vereinbarung stärkt Wettbewerbsfähigkeit deutscher Standorte und bringt uns weiter Richtung Zukunftsfähigkeit.”
Weichen für die Zukunft gestellt

Bei der ersten Betriebsversammlung des Jahres im Audi Werk Neckarsulm stellte der Betriebsrat die Ergebnisse zum Zukunfts- und Standortsicherungspakt „Audi Zukunftsvereinbarung“ vor. Ein besonderer Fokus lag auf den standortspezifischen Ergebnissen für das Werk Neckarsulm. Bereits am Montag wurden die Beschäftigten über die Ergebnisse der Verhandlungen auf der Ingolstädter Betriebsversammlung und über Flugblätter der IG Metall informiert. Der Betriebsrat konnte viele der geforderten Einschnitte seitens des Unternehmens abwehren, musste aber auch Zugeständnisse machen.

Vor rund 3.800 Beschäftigten stellte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Alexander Reinhart die Verhandlungsergebnisse der „Audi Zukunftsvereinbarung“ vor: Investitionen, tarifliches Monatsentgelt und Ergebnisbeteiligung sind gesichert, die Beschäftigungssicherung bis 31. Dezember 2033 verlängert, Auslagerungen wurden abgewendet, der Personalumbau wird sozial verträglich geregelt und ein IG Metall Mitgliederbonus eingeführt. Reinhart begrüßte, dass es zu einer Einigung zwischen Betriebsrat und Unternehmen kam: „Nun haben wir wieder eine Perspektive. Wir wissen, wo es nun mit unserem Unternehmen und mit uns als Beschäftigten hingeht.“ Gleichzeitig mahnte er den Vorstand, sich nicht auf dem Sparprogramm auszuruhen: „Wir haben mit der Zukunftsvereinbarung Weichen für die Zukunft von Audi gestellt. Das allein wird es aber nicht richten. Wir brauchen Visionen, wo es mit diesem Unternehmen hingehen soll.“

Die Verhandlungen gestalteten sich als langwierig. Gerungen wurde besonders um die Audi Ergebnis Beteiligung, bei der es nun zu deutlichen Einschnitten kam. Die kommenden vier Jahre wird sie deutlich niedriger ausfallen, danach wieder etwas angehoben. „Dass wir in den nächsten vier Jahren mit weniger Prozenten am Ergebnis eingebunden sind, ist der Beitrag der Belegschaft zur Zukunft von Audi. Damit sichern wir auch unsere Arbeitsplätze langfristig ab“, so Reinhart. Er betonte ebenfalls, dass die Neuregelung eine soziale Komponente enthalte. Der entgeltunabhängige Baustein habe sich erhöht, damit gleiche sich die Schere zwischen den Lohngruppen an.

Bestehen bleibt auch die Betriebsvereinbarung „Hybrides Arbeiten“ (Homeoffice), allerdings appellierte der Betriebsrat an die Beschäftigten, häufiger in Präsenz zu arbeiten, um gemeinsam in den Teams schnellere Ergebnisse zu erzielen.

Ergebnisse für den Standort Neckarsulm

Um Audi wettbewerbsfähig zu halten haben sich die Parteien auf Investitionen in Standorte, Zukunftstechnologien und technische Flexibilität geeinigt. Für Neckarsulm wurde unter anderem die Verbrennerproduktion bis 2032 bestätigt, ein Weiterlauf bis 2035 werde geprüft. Um die Auslastung zu sichern, soll ein neues, volumenstarkes Elektrofahrzeug an den Standort kommen. Das Werk soll zudem Leitwerk für Künstliche Intelligenz und Digitalisierung werden. Außerdem soll es einen Standortfonds in Höhe von 250 Millionen Euro geben, mit dem neue Produktions-Plattformen eingerichtet werden können. Zusätzlich soll es einen Zukunftsfonds für die AUDI AG in der Höhe von ebenfalls 250 Millionen Euro geben.

Döllner: „In den Verhandlungen gibt es einen klaren Gewinner: Audi.”

Gernot Döllner, Vorstandsvorsitzender der AUDI AG, betonte auf der Betriebsversammlung, dass Unternehmen und Arbeitnehmervertretung mit der Vereinbarung zu einer guten Lösung im Sinne des Unternehmens gekommen seien: „In den Verhandlungen gibt es einen klaren Gewinner: Audi.” Die Vereinbarung sei ein wichtiger Meilenstein für das Unternehmen und die Menschen bei Audi: „Wir haben damit ein Paket geschnürt, das unsere Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärkt und uns weiter Richtung Zukunftsfähigkeit bringt. Darüber hinaus stärkt Audi als Teil der Vereinbarung die Heimatstandorte: „Wir investieren rund 8 Milliarden Euro in die deutschen Standorte und legen für beide Standorte einen Zukunftsfonds in Höhe von 250 Millionen Euro auf. Am Standort Neckarsulm werden wir die Digitalisierungskompetenz von Audi rund um künstliche Intelligenz ausbauen. Dafür nutzen wir verstärkt die Vorteile des örtlichen Ökosystems. Zudem wird die Elektronikarchitektur der Verbrennerfahrzeuge deutlich weiterentwickelt und so die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts deutlich gestärkt.“

Hintergrundinformation zu den Verhandlungen

Ende Oktober zog die AUDI AG die Schlechtwetterklausel, die im Programm „Audi.Zukunft“ im Jahr 2019 festgelegt wurde. Sie besagte, dass Betriebsrat und Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in Gespräche gehen. Das Unternehmen forderte in den Gesprächen unter anderem die Absenkung des Tarif-Entgelts, eine Begrenzung des Hybriden Arbeitens, eine Beschneidung der Audi Ergebnis Beteiligung und den Wegfall tariflicher und Audi interner Zulagen. Der Betriebsrat sprach von einer „Liste des Grauens“.

Hintergrundinformation zur Betriebsversammlung
Insgesamt vier Mal im Jahr finden bei Audi Betriebsversammlungen statt, die damit fester Bestandteil der jährlichen Terminplanung sind. Die Betriebsversammlungen dienen der umfassenden Information der Beschäftigten über die Tätigkeit des Betriebsrats und geben der Belegschaft Aufschluss über die Situation des Unternehmens.