Gegen Mikroplastik im Abwasser: Pilotprojekt in Kopenhagen gestartet
- Weiterentwicklung des Förderprojekts URBANFILTER der Audi Stiftung für Umwelt und der Technischen Universität Berlin (TU Berlin)
- Projektpartner BAIONYX und GKD starten Praxistest mit einem Filterdesign, das speziell auf den typischen Straßenkehricht im Stadtteil Frederiksberg der dänischen Hauptstadt angepasst ist
- Weitere Ausbaustufen in Kopenhagen und Skandinavien geplant
Fünf Gramm Mikroplastik pro Woche nimmt jeder Mensch zu sich: Zu diesem Ergebnis kam 2019 die australische Universität Newcastle. Die kleinen, bis zu fünf Milimeter großen Kunststoff-Teilchen gelangen beispielsweise über Lebensmittel, Kosmetikartikel und das Waschen von Kleidung in die Umwelt sowie über den Wasserkreislauf in unsere Körper. Um den Anteil des Mikroplastiks zu verringern, setzt die Stadt Kopenhagen einen speziellen Mikroplastikfilter ein. Er soll Mikroplastik wie beispielsweise Reifenabrieb abfangen, das von der Straße in die Kanalisation gespült wird. Der Filter beruht auf einem Förderprojekt der TU Berlin und der Audi Stiftung für Umwelt. Ein Filteraufbau, der speziell auf den für das Einsatzgebiet typischen Kehricht angepasst wird, wird ab November im Stadtgebiet von Kopenhagen pilotiert und soll einen Beitrag für sauberes Wasser leisten.
Mikroplastikpartikel aus dem Verkehr werden bei Regen in das Kanalsystem gespült. Nicht immer führen die Abwasserrohre in die Kläranlage – manche leiten das Straßenabalaufwasser auch direkt in natürliche Oberflächengewässer. Deshalb arbeitet die TU Berlin an dem sogenannten URBANFILTER. Dieses modular aufgebaute System besteht aus bis zu neun Filtermodulen, die sich nahezu beliebig miteinander kombinieren lassen. So kann der Filter optimal auf den jeweiligen Einsatzort angepasst werden und Kunststoff-Teilchen herausfiltern, bevor sie in den Wasserkreislauf gelangen. Die Audi Stiftung für Umwelt fördert das Projekt seit 2020. Die Firma GKD entwickelt eine spezielle Filter-Kombination weiter. Dieser Filter wird nun von der auf Filtertechnik spezialisierten dänischen Firma BAIONYX in mehreren Ausbaustufen ausgerollt und von der TU Berlin wissenschaftlich validiert. „Das Interesse an dem URBANFILTER und seinen flexibeln Einsatzmöglichkeiten wächst, wir erhalten immer wieder Kooperationsanfragen und hoffen, in Zukunft weitere Modellprojekte mit unseren Partnern umzusetzen“, sagt Rüdiger Recknagel, Geschäftsführer der Audi Stiftung für Umwelt. „Sauberes Wasser ist ein Schwerpunkt unserer Stiftung, „Wir freuen uns, dass eine Entwicklung aus dem URBANFILTER-Projekt in Dänemark umgesetzt wird und wir diese gemeinsam mit der wissenschaftlichen Expertise der TU Berlin und dem neu gegründeten URBANFILTER SUSTAINABILITY HUB begleiten werden“.
„Der Großteil des in Gewässer eingeleiteten Reifenabriebs stammt aus städtischen Gebieten“, sagt Johannes Neupert von der TU Berlin. Eine weitere Quelle von Mikroplastik ist der Abrieb von Reifen, der durch Bremsen und Beschleunigen vermehrt entsteht. Die bisherigen Praxistests wurden deshalb in Gebieten mit viel Verkehr durchgeführt. Dauertestläufe in der Berliner Clay-Allee und auf einem ADAC-Testgelände lieferten vielversprechende Ergebnise: Der Filter konnte bis zu 97 Prozent der Feststoffe auffangen.
Die Erkenntnisse aus diesem Pilotprojekt fließen in den sogegannten URBANFILTER SUSTAINABILTIY HUB. Dort werden erfolgreiche Implementierungen und das Wissen über passende Filtermodullösungen gebündelt, um Kommunen einen Anreiz zur Beteiligung zu bieten und vielversprechende Initiativen weiterzuentwickeln. Der HUB, der ebenfalls von der Audi Umweltstiftung gefördert wird, konzentriert sich auf Projekte zur Bewältigung von Reifenabrieb und Straßenabfluss. Als Knotenpunkt erleichtert der HUB die Verbindung mit Filterherstellern und bietet eine Plattform für Kooperationen und Wissensaustausch zwischen politischen Entscheidungsträgern, Industrie, Kommunen und lokalen Behörden. Mit der Verpflichtung zu einem Open-Source-Ansatz fördert der HUB die Verbreitung von Innovationen und die Entwicklung evidenzbasierter Lösungen für ökologische Nachhaltigkeit und die Ausweitung der Bemühungen.