Betriebsversammlung Ingolstadt: Audi muss Verantwortung für Belegschaft und Region übernehmen
- Stv. Betriebsratsvorsitzende Rita Beck: „Wir sind bei Effizienzsteigerung und Kostenreduktion bereits in Vorleistung gegangen.“
- Betriebsratsvorsitzender Jörg Schlagbauer: „Wir müssen Audi wetterfest machen und deshalb mehr in Vorsprung durch Technik investieren!“
- Vorstandsvorsitzender Gernot Döllner: „Müssen Entwicklungs- und Fertigungszeiten reduzieren, um Wettbewerb die Stirn zu bieten.“
- Finanzvorstand Jürgen Rittersberger: „Unsere aktuellen Kennzahlen zeigen: Wir müssen unser Unternehmen umbauen und dabei die Prozesse, Organisationen und Kostenstrukturen zukunftsfähig gestalten.”
Bei der dritten Betriebsversammlung im Werk Ingolstadt war die Anspannung bereits im Vorfeld deutlich in der Belegschaft zu spüren. Die Schlagzeilen über die Situation in der deutschen Automobilindustrie und ihre möglichen Folgen auch für Audi haben Fragen nach der strategischen Ausrichtung der Transformation sowie dem Weg zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit der vier Ringe aufgeworfen. Die Arbeitnehmervertretung forderte am Mittwochnachmittag die Unternehmensleitung auf, statt Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen zu hinterfragen, mehr in den Vorsprung durch Technik, die Standorte, die Modernisierung der Arbeitsplätze und damit in die Zukunft des Unternehmens und der Audianerinnen und Audianer zu investieren.
Beck: „Audi muss sich anstrengen, um für die Zukunft weiter sicher aufgestellt zu sein.“
Karola Frank, die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende am Standort Ingolstadt, führte durch die Versammlung, an der über 6.500 Kolleginnen und Kollegen in der vollbesetzten Halle B und an den Ingolstädter Außenstandorten teilnahmen. Im Tätigkeitsbericht des Betriebsrats erklärte Rita Beck, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende in Ingolstadt und Mitglied des Volkswagen-Aufsichtsrats, die aktuelle Lage: „Mit Audi.Zukunft haben wir 2019 einen wegweisenden Zukunftspakt geschlossen und sind bei Effizienzsteigerung und Kostenreduktion bereits in Vorleistung gegangen. Wir haben unter anderem die Kapazität unserer deutschen Werke um rund 25 Prozent abgesenkt und wir haben in den letzten fünf Jahren durch einen weitreichenden Personalumbau die Belegschaft an unseren deutschen Standorten über sozialverträgliche Maßnahmen im vereinbarten Maße reduziert“, so Beck. Dennoch betont sie mit Blick auf die allgemeine Situation in der Automobilindustrie, auch Audi müsse sich anstrengen, um für die Zukunft weiter sicher aufgestellt zu sein.
Döllner: „Müssen als Unternehmen konsequent handeln”
Den Situationsbericht des Unternehmens teilten sich der Vorstandsvorsitzende Gernot Döllner und Jürgen Rittersberger, Vorstand für Finanz, Recht und IT der AUDI AG. Gernot Döllner verwies in seinem Redebeitrag auf das herausfordernde Umfeld: „Wir müssen als Unternehmen jetzt konsequent handeln, um trotz massiver Herausforderungen für die Automobilindustrie weiterhin wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.“ Audi müsse sich der Aufgabe stellen, in allen Bereichen des Unternehmens effizienter zu werden, um dem Wettbewerb die Stirn bieten zu können. Mit der Neuausrichtung der Technischen Entwicklung, der Baureihen und der Produktstrategie habe das Unternehmen den Grundstein gelegt und damit den Anfang für weitere Bereiche gemacht. Döllner forderte „mehr Geschwindigkeit in den Entwicklungs- und Fertigungszeiten sowie allen anderen unternehmerischen Prozessen“. Das Ziel: „Wir stellen Audi so auf, dass wir wieder Außergewöhnliches erreichen können“, so Döllner. Er appellierte, „jetzt gemeinsam die Zukunft unseres Unternehmens zu gestalten.“
Jürgen Rittersberger machte deutlich, dass das schwierige konjunkturelle Umfeld und der hohe Wettbewerbsdruck auf den Pkw-Märkten die finanzielle Situation bei Audi weiter verschärft habe. Man arbeite mit Nachdruck dagegen, so Rittersberger, etwa im Rahmen des Performance Program 14. „Aber das wird nicht reichen: Wir müssen unser Unternehmen umbauen und dabei die Prozesse, Organisationen und Kostenstrukturen zukunftsfähig gestalten.”
Schlagbauer fordert Beschäftigungsgarantie über 2029 hinaus
Der Betriebsratsvorsitzende Jörg Schlagbauer kommentierte die Lage im Unternehmen wie folgt: „Wenn Krise ist, geht es nicht nur um die rund 55.000 Beschäftigten der AUDI AG in Deutschland. Es geht um unsere gemeinsame Verantwortung für die Menschen, die bei Audi arbeiten, und ihre Familien. Es geht um die Verantwortung für die Standorte und für ganze Regionen. Deshalb muss die Audi Familie, wie bisher, zusammenstehen und gemeinsam auch durch diese augenblicklich für alle deutschen Automobilhersteller schwierige Situation gehen.“ Gleichzeitig wünschte sich Schlagbauer wieder mehr Vertrauen und Verlässlichkeit in den Unternehmensentscheidungen und forderte den Audi Vorstand auf, „dass er seine strategischen und prozessualen Hausaufgaben macht – und vor allem langfristig denkt und plant. Wir müssen Audi wetterfest machen und deshalb mehr in den Vorsprung durch Technik investieren. Außerdem brauchen wir endlich eine klare, transparente und nachhaltige Zukunftsstrategie für den Standort Ingolstadt. Wir als Audi Betriebsrat werden uns dafür einsetzen, dass Audi als Unternehmen in jeder Situation selbstbestimmt sowie handlungsfähig bleibt.“ Um den Beschäftigten eine klare Perspektive zu geben, forderte er neben den Investitionen in Technik, Standorte und Modernisierung der Arbeitsplätze auch eine Verlängerung der bestehenden Beschäftigungsgarantie über das Jahr 2029 hinaus. Denn: „In der Audi Familie haben wir Probleme bisher immer lösen können: Partnerschaftlich und konsensorientiert – trotz aller Gegensätze,“ so Schlagbauer.
Hintergrundinformation zur Betriebsversammlung
Insgesamt vier Mal im Jahr finden bei Audi Betriebsversammlungen statt, die damit fester Bestandteil der jährlichen Terminplanung sind. Die Betriebsversammlungen dienen der umfassenden Information der Beschäftigten über die Tätigkeit des Betriebsrats und geben der Belegschaft Aufschluss über die Situation des Unternehmens.