Le Mans 2000
Der siegreiche Audi R8 im Ziel

Mit einem Traumergebnis für Audi endeten die 24 Stunden von Le Mans. Beim wohl schwierigsten und anspruchsvollsten Autorennen der Welt feierte Audi vor mehr als 200.000 Zuschauern einen souveränen Dreifachsieg. Nach den Triumphen in der Rallye-Weltmeisterschaft und im Tourenwagen-Sport hat Audi damit ein weiteres Kapitel Motorsportgeschichte geschrieben.

Bei extrem heißen Wetter bewies Audi einmal mehr, dass der Firmenslogan „Vorsprung durch Technik“ ernst zu nehmen ist. Die drei Audi R8 waren 24 Stunden lang nicht nur die schnellsten Autos im 48-Wagen-Feld, sondern auch die zuverlässigsten. „Der Grundstein zum Sieg wurde bereits bei der Konzeption dieses faszinierenden Rennsportwagens gelegt“, erklärte Dr. Franz-Josef Paefgen, der Vorstandsvorsitzende der AUDI AG. „Jeder, der an diesem Projekt mitgearbeitet hat, darf mit Recht stolz auf diesen Erfolg sein. Allen voran natürlich die Mannschaft von Audi Sport, die dieses Fahrzeug entwickelt hat, und das Audi Sport Team Joest, das die Autos perfekt vorbereitet hat.“

Die drei Audi R8 bestimmten in Le Mans von Anfang an das Tempo. In allen Trainingssitzungen und fast während der gesamten Renndistanz belegte Audi die ersten drei Positionen. Mit 368 Runden legte der Siegerwagen drei Runden mehr zurück als der Gewinner im Vorjahr. „Besser hätte es kaum laufen können“, freute sich Audi Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich. „Unsere intensive Vorbereitung hat sich ausgezahlt. Wir hatten keinerlei technische Probleme.“

An zwei der Audi R8 wurde zwar in der Nacht der komplette Hinterwagen gewechselt, allerdings nur vorsichtshalber. „Wir wollten kein Risiko eingehen“, so Dr. Ullrich. „Der Wagen mit der Startnummer 9 hatte zuvor einen Dreher, die Startnummer 7 einen Reifenschaden.“

Der am Ende siegreiche Audi R8 mit der Startnummer 8, gefahren von Frank Biela (Deutschland), Tom Kristensen (Dänemark) und Emanuele Pirro (Italien) wurde in der ersten Rennhälfte durch zwei Reifenschäden zurückgeworfen, lief davon abgesehen aber wie ein Uhrwerk und lag ab der elften Rennstunde ununterbrochen an der Spitze. „Das Auto war ein Traum“, erklärte Frank Biela. „Dabei sind wir 24 Stunden lang ein sehr hohes Tempo gefahren, denn untereinander haben wir bis zuletzt hart gekämpft.“

Obwohl Audi einen überlegenen Vorsprung herausfahren konnten, gab es keinerlei Teamorder. „Wir wollten einen sportlichen Wettkampf. Unsere Fahrer hatten freie Fahrt und haben gezeigt, dass sie absolute Profis sind und mit einer derartigen Verantwortung umgehen können“, lobte Dr. Ullrich. „Allen war klar, dass der Erfolg der Marke Audi im Vordergrund stand. Deshalb ist für mich jeder von ihnen ein Sieger.“

Hinter Biela/Pirro/Kristensen, die in diesem Jahr bereits das 12-Stunden-Rennen in Sebring gewannen, kamen Laurent Aiello, Allan McNish und Stéphane Ortelli im Audi R8 mit der Startnummer 9 ins Ziel. Rang drei ging an Christian Abt, Michele Alboreto und Rinaldo Capello im Audi R8 mit der Startnummer 7.

„Dieser Erfolg ist einmalig und wird in die Geschichte eingehen“, meinte Teamdirektor Reinhold Joest. „Vor uns ist es erst drei anderen Werksteams gelungen, in Le Mans Dreifachsiege zu feiern.“

Der nächste Einsatz für die Le Mans-Sieger steht bereits in drei Wochen auf dem Programm: Am 9. Juli starten die Audi R8 beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring.

Stimmen nach dem Rennen

Frank Biela (#8):
„Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Man hat nicht oft die Chance, in einem solchen phantastischen Auto um den Sieg zu kämpfen. Eine solche Chance muss man nutzen. Ich habe während des Rennens oft an Bob Wollek gedacht, der es schon so oft versucht hat, Le Mans zu gewinnen, es bisher trotzdem nie geschafft hat.“

Tom Kristensen (#8): „1-2-3 für Audi - einfach großartig! Das Auto ist unheimlich schnell und zuverlässig. Wir hatten keine Probleme, abgesehen von den Reifenschäden, aber das gehört zu Le Mans. Ich bin jetzt dreimal für Joest gefahren und habe dreimal gewonnen: Le Mans 1997, Sebring 2000 und Le Mans 2000. Irgend etwas muss an diesem Team magisch sein.“

Emanuele Pirro (#8): „Dr. Ullrich hat vom ersten Tag an auf unsere Professionalität gesetzt. Wir hatten sein volles Vertrauen, deshalb gab es zu keiner Zeit eine Stallorder. Dennoch war das Rennen in der Schlussphase kein Kampf auf der letzten Rille, denn wir wussten alle, dass wir die Fahrzeuge heil ins Ziel bringen müssen.“

Laurent Aiello (#9): „Natürlich bin ich etwas enttäuscht. Wir hatten ein sehr gutes Auto und drei sehr gute Fahrer. Wir wussten, dass am Ende derjenige gewinnt, der am wenigsten Probleme hat. Wir waren die Schnellsten auf der Strecke, standen aber zu lange an der Box.“

Allan McNish (#9): „Es war eine sensationelle Leistung der Mechaniker, die gesamte Heckpartie in nur wenigen Minuten zu wechseln. Wir haben nie aufgegeben, aber mir war auch ohne Stallregie klar, dass zwei Minuten Rückstand auf den Führenden nicht aufzuholen sind. Ich habe deshalb am Ende nichts mehr riskiert, um den zweiten Platz nicht zu gefährden.“

Stéphane Ortelli (#9): „Für mich war das Rennen perfekt. Wir waren die ganze Nacht durch am schnellsten. Leider hatten wir etwas Pech. Das muss man akzeptieren. Wichtig ist, dass wir Zweite hinter einem Audi und nicht hinter einem anderen Auto geworden sind. Es war eine gute Teamleistung. Der Audi R8 ist das beste Auto, das ich je in Le Mans gefahren bin.“

Christian Abt (#7): „Das Gesamtergebnis des Teams zählt, obwohl es mich schon ein wenig ärgert, dass ich nicht gewonnen habe, weil wir lange Zeit in Führung lagen. Aber vergangenes Jahr bin ich in Le Mans nur 20 Runden gefahren, von daher ist der dritte Platz für mich die Erfüllung eines kleinen Traumes. Ich glaube, das ist mein bisher größter Erfolg.“

Michele Alboreto (#7): „Seit dem Beginn des Projektes bei Audi vor zwei Jahren haben wir von diesem Moment geträumt, jetzt ist er Wirklichkeit geworden. Wir hatten ein schnelles und absolut zuverlässiges Auto. Trotzdem fällt mir jetzt ein großer Stein vom Herzen, denn in Le Mans kann noch in der letzten Stunde alles passieren und man muss bis zum Ende hochkonzentriert sein.“

Rinaldo Capello (#7): „ Ich freue mich unheimlich für das ganze Team. Wir haben so hart gearbeitet und so viel gestestet, dass jeder Einzelne diesen Erfolg verdient hat. Der Audi R8 war ganz einfach perfekt. Wir hatten zwar einige kleinere Schwierigkeiten am Anfang, aber danach sind wir ohne Probleme bis ins Ziel durchgefahren."

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef: „Ich bin überwältigt. Einen schöneren Sieg kann man nicht feiern. Ich möchte dem ganzen Team ein riesiges Kompliment aussprechen. Wir haben alle an einem Strang gezogen und hart auf dieses Ziel hingearbeitet. Es lief 24 Stunden lang fast perfekt. Die kleineren Zwischenfälle, die es gab, sind typisch für Le Mans.“

Reinhold Joest, Teamdirektor Audi Sport Team Joest: „Ich freue mich ungeheuer, diesen Erfolg mit Audi erzielt zu haben. Es ist ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit zwischen Audi Sport und Joest. Die Boxencrews haben perfekt gearbeitet, die Fahrer haben einen sehr guten Job gemacht. Die Autos waren schnell und zuverlässig. Drei Autos auf den ersten drei Plätzen - das ist ein einmaliger Erfolg!“

Rennergebnis


1. Biela/Kristensen/Pirro (Audi R8) 368 Rd.
2. Aiello/McNish/Ortelli (Audi R8) - 1 Rd.
3. Abt/Alboreto/Capello (Audi R8) - 3 Rd.
4. Bourdais/Grouillard/Clerico (Courage) - 24 Rd.
5. Katoh/O´Connell/Raphanel (Panoz) - 26 Rd.
6. Suzuki/Kageyama/Kageyama (Panoz) - 28 Rd.
7. Beretta/Wendlinger/Dupuy (Chrysler) - 35 Rd.
8. Tsuchiya/Kondo/Iida (Panoz) - 38 Rd.
9. Donohue/Amorim/Beltoise (Chrysler) - 40 Rd.
10. Pilgrim/Collins/Freon (Chevrolet) - 41 Rd.