Beim Namen Audi S1 werden bei vielen Rallye-Fans Erinnerungen wach. Die Rennversion des legendären Straßen-quattro wurde durch die Gruppe-B-Einsätze in der Rallye-Weltmeisterschaft sowie den Triumph beim Pikes-Peak-Bergrennen 1987 zur Legende. Die Tradition wird mit dem Audi S1 EKS RX quattro fortgesetzt.

Relativ schnell fiel bei der Planung des Rallycross-Projekts im Jahr 2014 die Wahl auf den Audi S1. Laut Teamchef Mattias Ekström ist der Kleinwagen mit seinem kurzen Radstand und dem geringen Überhang perfekt geeignet für die zum Teil sehr engen Rallycross-Kurse. Dank seiner guten Traktion und einer ausgeklügelten Aufhängung bietet er die Möglichkeit, auf langsamen wie auch auf schnellen Strecken um den Sieg mitzufahren. Neben diesen Faktoren ist im Rallycross vor allem der Start entscheidend; hier kämpfen bis zu sechs Autos gegeneinander. Die engen Kurse bieten nach dem Start oft nur wenige Überholmöglichkeiten.

Für die Saison 2018 hat EKS Audi Sport zwei komplett neue Audi S1 EKS RX quattro aufgebaut. Zuvor hatte das Team entschieden, dass die ersten vier Prototypen dem Anforderungsprofil nicht mehr genügen, um den Kampf um die Fahrer- und Team-Weltmeisterschaft anzugehen. Mit entsprechenden technischen und aerodynamischen Neuerungen soll die Konkurrenz um Volkswagen und Peugeot wieder in die Schranken gewiesen werden. 

Unter der Haube des Audi S1 EKS RX quattro sorgt ein Zweiliter-Turbomotor für die nötige Power. Der quer eingebaute Reihenvierzylinder leistet 580 PS (426 kW) und verfügt über ein Drehmoment von mehr als 700 Nm. Er ist damit trotz des vom Reglement vorgeschriebenen Luftmengenbegrenzers mit 45 Millimeter Durchmesser ähnlich kraftvoll wie der Antrieb des alten Gruppe-B-Monsters der 1980er Jahre – und das bei einem Gewicht von lediglich 1.300 Kilogramm inklusive Fahrer. Kaum ins Gewicht fällt dabei der Tank, der ein Volumen von 20 Litern hat – ausreichend für die kurzen Renndistanzen.

Geschaltet wird mit einem sequenziellen Sechsgang-Getriebe mit mechanischer Schaltung. Dank des sehr kurz übersetzten Getriebes in Verbindung mit der extremen Kraftübertragung und dank dem konsequenten Leichtbau, bei dem viele Teile des Bodykits aus kohlefaserverstärktem Kunststoff bestehen, wird der Pilot in dem Allrad-Geschoss in 2,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultiert – schneller geht das nicht einmal in der Formel 1. Die Höchstgeschwindigkeit des Audi S1 EKS RX quattro liegt dagegen bei vergleichsweise geringen 210 km/h. Mehr ist auf den WM-Kursen mit kurzen Beschleunigungsabschnitten und Geraden mit Längen von maximal einigen Hundert Metern aber auch nicht nötig.

Äußerlich wurde der Ingolstädter Kleinwagen aerodynamisch angepasst. Die massiv ausgeschnittenen Radkästen stechen als erstes ins Auge. Zudem verwandeln Überrollkäfig und ein massiver Flügel am Heck den City-Flitzer in einen kraftstrotzenden Rallycross-Boliden. Eine Besonderheit sind die Lufteinlässe in den hinteren Seitenscheiben und dem Dach, die den im Heck eingebauten Wasserkühler mit Frischluft versorgen. Diese ungewöhnliche Anordnung hat einen guten Grund: Würde der Kühler vorne sitzen, könnten Schotter und Schlamm die Luftzufuhr behindern und der Motor würde möglicherweise überhitzen.

Beim Design des Autos haben Ekström und sein Team bewusst Elemente des legendären Audi S1 quattro aus den 1980er-Jahren integriert. „Etwas eckiger und kantiger als die anderen Rallycross-Autos“, sind daher laut Ekström beispielsweise die Kotflügel des Audi S1 EKS RX quattro. Die Regularien sind hier allerdings sehr strikt: Maximal sieben Zentimeter darf die Rennversion von ihrem Straßenpendant in der Breite abweichen. In der Länge müssen die Abmessungen sogar exakt identisch sein. 

Speziell sind beim Rallycross auch die Einheitsreifen vom US-amerikanischen Hersteller Cooper Tires. „Wir haben einen geschnittenen Slick, der sehr weich ist. In anderen Serien würde man von einem Qualifyer sprechen“, sagt Ekström. Lediglich acht dieser Reifen stehen jedem Fahrer an einem Wochenende mit bis zu sechs Rennen zur Verfügung. „Durch die weiche Gummimischung und das handgeschnittene Profil kann man auf den Rallycross-Strecken auf Schotter fast so schnell fahren wie auf Asphalt“, betont Ekström.

Um auch in Kurven so wenig Zeit wie möglich zu verlieren, gibt es im Cockpit des Audi S1 EKS RX quattro einen besonderen Hingucker: Anders als sein Serienpendant verfügt der Rallycross-Bolide über eine überdimensionale Handbremse, die steil aufragt und direkt neben dem Schaltknauf montiert ist. Sie trennt bei Betätigung die Hinterräder vom Antriebsstrang und lässt das Heck ausbrechen. So lassen sich engste Kehren im Drift absolvieren.