Die Charme-Offensive der Audi Mannschaft
- Zwei Frauen bewähren sich im 120 Mann starken DTM-Team
- Dr. Lucia Conconi und Rebecca Cramer im Portrait
- Wenn die Damen kommen, wird der Umgangston sanfter
Viel früher konnte die Leidenschaft für Motorsport nicht entfacht werden. „Ich habe schon als kleines Kind immer mit Matchbox-Autos gespielt“, erzählt Rebecca Cramer. Grundsätzlich hat sich daran nicht viel geändert. Allerdings haben die Autos, mit denen sie jetzt täglich zu tun hat, ein anderes Kaliber: 470 PS statt Handantrieb, Nürburgring statt Wohnzimmerteppich und Duelle mit Mika Häkkinen oder Heinz-Harald Frentzen statt harmloser Runden um Tischbeine. Als Assistentin der Teamorganisation im Audi Sport Team Abt Sportsline ist die frisch vermählte Cramer hautnah an den Stars der DTM dran. Nicht die einzige Charme-Offensive der erfolgreichen Audi Mannschaft, die im Vorjahr alle Titel in Europas populärster Tourenwagenserie einheimste: Auch hinter den Laptops, auf denen unter anderem die Abstimmung des Autos von Champion Mattias Ekström entwickelt wird, blitzen lange blonde Haare hervor: Dr. Lucia Conconi gehört bei Audi Sport zur Riege der Ingenieure, die die DTM-Fahrzeuge mit den vier Ringen für Zeittraining und Rennen vorbereiten.
Zweimal Frauenpower in der männlichsten aller Sportarten. Im insgesamt gut 120 Mann starken DTM-Team des Herstellers aus Ingolstadt ist das kein Problem. „Unsere beiden Damen sind voll akzeptiert und bringen zudem eine sehr gute Atmosphäre in die Männerwelt“, sagt Audi Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich. Fachlich sind Rebecca Cramer und Dr. Lucia Conconi ohnehin unumstritten. Dr. Ullrich: „Sie leisten absolut professionelle Arbeit, die sie mit ihrem Charme aber immer wieder auflockern. Es gelingt ihnen sogar, technische Aspekte nicht immer ganz so trocken wie ihre männlichen Kollegen rüberzubringen. Das ist auch für das Arbeitsergebnis sehr positiv.“ Und bringt Erfolg: In der Saison 2004 gewann Audi mit Mattias Ekström und dem Audi Sport Team Abt Sportsline aus Kempten die Titel in der Fahrer-, Team- und Markenwertung. Die Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung stehen im letzten Saisondrittel nicht schlecht.
Werden neue Teile oder veränderte Abstimmungen für den Hightech-Tourenwagen Audi A4 DTM entwickelt oder getestet, dann ist es die Aufgabe von Dr. Lucia Conconi, die erwarteten Veränderungen zu simulieren – eine ebenso wichtige wie verantwortungsvolle Aufgabe im schnellen Motorsport-Geschäft. Und eine faszinierende zugleich. Dr. Conconi: „Es ist enorm spannend, das Feedback von Tests oder technischen Entwicklungen zu bekommen und mitzuerleben, wie sie sich dann im Wettbewerb auf der Strecke auswirken.“ Und gerade im technischen Bereich des Motorsports sieht Conconi auch die Vorteile des weiblichen Einflusses: „Oft gibt es mehrere Wege zum Ziel und unterschiedliche Herangehensweisen von Männern und Frauen – das macht die ganze Arbeit interessanter.“
Langweilig wird es auch ihrer Kollegin Rebecca Cramer niemals. Als Assistentin des Technischen Direktors und Manager des Audi Sport Team Abt Sportsline ist sie das Mädchen für alles an der Rennstrecke. Oder noch mehr? „Manche sagen auch, ich wäre die gute Seele des Teams. Das freut mich dann schon“, gibt Cramer zu. Sie ist verantwortlich für den reibungslosen Ablauf der Renntaxi-Fahrten am Wochenende, koordiniert alle Boxenführungen, betreut die Gäste und ist auch bei den obligatorischen Boxenstopps während des Rennens hautnah dabei: Im feuerfesten Overall gibt sie in der Boxengasse das Kommando, wenn der Fahrer nach Reifenwechsel und Nachtanken wieder aufs Gas gehen kann.
Die Charme-Offensive von Audi zeigt Wirkung. „Bei unseren Jungs aus dem Allgäu ist der Umgangston manchmal schon etwas rauer“, gesteht der technische Direktor Albert Deuring. Und schmunzelt: „Aber wenn Rebecca kommt, dann sind plötzlich alle ganz sanft.“ Mit Charme zum Sieg – dieses Motto wünscht sich die Audi Mannschaft also auch in diesem Jahr, wenn es in die heiße Meisterschaftsphase geht. Und die Piloten mit Rückendeckung von Dr. Lucia Conconi und Rebecca Cramer um den Titel kämpfen – und das eben nicht mit Matchbox-Autos auf dem Wohnzimmerteppich.