Audi nach Dreifachsieg ALMS-Champion
Zum zweiten Mal in Folge hat Audi den Titel in der American Le Mans-Serie (ALMS) gewonnen. Nach einem Dreifachsieg in Laguna Seca (Kalifornien) steht Audi bereits vorzeitig als Markenmeister der ALMS fest. Ebenso ist dem Team Audi Sport North America beim Finale in Road Atlanta der Gewinn der Teamwertung nicht mehr zu nehmen. Und für den Fahrertitel kommen mit Frank Biela, Rinaldo Capello, Tom Kristensen und Emanuele Pirro nur noch die vier Audi Werksfahrer in Frage.
Den Triumph in Laguna Seca musste sich das Team Audi Sport North America allerdings einmal mehr hart erkämpfen. Schon in der ersten Kurve fiel der von der Pole Position gestartete Italiener Rinaldo Capello im Infineon Audi R8 mit der Startnummer 1 durch einen Dreher ans Ende des Feldes zurück. Frank Biela lieferte sich im Schwesterauto mit der Startnummer 2 in der ersten Stunde einen spannenden Kampf mit Jan Magnussen im Panoz und Johnny Herbert im Audi R8 des Champion-Teams, bei dem die Führung mehrmals wechselte.
Die Vorentscheidung fiel kurz vor Halbzeit des Rennens: Magnussen schied nach einer Kollision mit Herbert aus, Tom Kristensen musste den bereits wieder an vierter Stelle liegenden Infineon Audi R8 mit der Startnummer 1 wegen eines Kupplungsschadens abstellen.
Da auch der zweite Panoz kurze Zeit später den Folgen einer Kollision zum Opfer fiel, kamen für den Sieg nur noch der verbliebene Infineon Audi R8 von Frank Biela und Emanuele Pirro und der Kunden-R8 des Champion-Teams in Frage. Eine 20-Sekunden-Strafe, die gegen Johnny Herbert wegen der Kollision mit Magnussen verhängte wurde, und die Tatsache, dass das Team Audi Sport North America nur einmal die Reifen wechselte, entschied das Rennen zu Gunsten der Audi Werksmannschaft.
Bis zuletzt musste das Audi Werksteam jedoch um den siebten Saisonsieg in der ALMS zittern: 38 Sekunden Vorsprung, die Pirro nach dem letzten Tankstopp hatte, schrumpften bedrohlich zusammen, da Andy Wallace über die frischeren Reifen verfügte. Mit hauchdünnen 1,6 Sekunden Vorsprung überquerte Pirro vor dem Kunden-R8 die Ziellinie als Sieger.
Den totalen Audi Triumph in Laguna Seca komplettierte das Team von Stefan Johansson mit Rang drei, obwohl Patrick Lémarie Opfer einer Startkollision wurde und am Ende der ersten Runde auf Platz 26 lag.
Stimmen nach dem Rennen
Frank Biela (#2): „Das war ein hartes Rennen. Mein Start war gut, der Panoz hatte am Anfang aber etwas Vorteile, weil seine Vorderreifen schneller auf Temperatur kommen. Ich habe vier, fünf Runden gebraucht, bis ich den Speed gehen konnte, und war dann schneller. Von da an lief es gut, und wir haben das Rennen mehr oder weniger kontrolliert. Am Ende wurde es noch ein mal eng, aber es hat gereicht.“
Emanuele Pirro (#2): „In den letzten Runden hatte ich kaum noch Gummi auf den Vorderreifen, weil wir die Reifen relativ früh gewechselt haben. Ich bin ganz vorsichtig gefahren, weil ich kaum noch Grip hatte und konnte nur noch versuchen, das Auto ins Ziel zu tragen. Ich bin so glücklich, dass es uns gelungen ist und habe etwas fürs Leben gelernt: Man darf niemals aufgeben. Zur Hälfte der Meisterschaft hatten wir kaum noch Titelchancen, jetzt sind wir wieder im Rennen.“
Rinaldo Capello (#1): „Ich wollte am Start kein Risiko eingehen. Vielleicht war ich etwas zu vorsichtig. Als ich Frank innen neben mir sah, konnte ich ihm die Tür nicht zumachen, sonst hätten sich unsere beiden Autos berührt. Dabei bin ich etwas von der Linie abgekommen und habe beim Beschleunigen die Kontrolle verloren. Ich hatte das Gefühl, dass mich jemand am Heck berührt hat. Seit einigen Rennen haben wir wirklich Pech.“
Tom Kristensen (#1): „Die Meisterschaft ist für Dindo und mich wohl gelaufen. Als ich das Auto übernommen habe, fühlte ich sofort, dass die Kupplung rutscht. Es wurde immer schlimmer, und am Ende ist sie ganz kaputt gegangen. Das ist noch nie passiert.“
Stefan Johansson (#18): „Patrick hat in der ersten Kurve Pech gehabt, dadurch sind wir ans Ende des Feldes zurückgefallen. Später ging der Motor auf mysteriöse Weise aus, ich bin in die Box gerollt und habe weitere Zeit verloren. Wir haben nachgetankt, der Motor sprang wieder an. Eigentlich haben wir Glück gehabt, dass wir noch Dritte geworden sind.“
Patrick Lémarie (#18): „Als die grüne Flagge gezeigt wurde, lagen vier Autos nebeneinander, dann hat mich Herbert angeschoben und in der ersten Kurve umgedreht. Dabei brach der Heckdiffusor, das Auto war schwierig zu fahren. Ich bin etwas enttäuscht, schließlich sind wir aus der ersten Reihe gestartet.“
Johnny Herbert (#38): „Der Start war hektisch, viele Autos haben sich in Turn 2 und auch während der Startrunde berührt. Ich habe das aber überstanden. Das Auto hatte ein gutes Handling, und ich konnte mich auf Platz drei behaupten. Die Entscheidung, mich wegen der Kollision mit Magnussen zu bestrafen, war sehr hart. Trotzdem ist es mein bestes ALMS-Ergebnis bei fünf Starts, und ich hoffe, dass wir in Atlanta noch einen Platz weiter vorne ins Ziel kommen.“
Andy Wallace (#38): „Das Auto war gut, ich konnte von Anfang an attackieren. Im Gegensatz zu Pirro haben wir beim letzten Tankstopp die Reifen gewechselt, das hat uns geholfen. Wir hätten nur noch ein paar Runden mehr gebraucht. Das Champion Audi Team hat in den letzten Rennen großartige Arbeit geleistet.“
Reinhold Joest, Teamdirektor Audi Sport North America: „Nach dem aufregenden Start, einem harten Kampf und dank einer optimalen Boxenstrategie haben wir es geschafft. Wir sind sehr glücklich, nach einer kleinen Durststrecke wieder ganz oben auf dem Podium zu stehen. Pech hatten Dindo und Tom mit ihrem technisch bedingten Ausfall. Da sieht man mal wieder, wie schnell sich das Blatt im Rennsport wenden kann. Jetzt sieht es danach aus, als würden entweder Frank oder Emanuele Meister.”
Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef: „Bis zum Schluss war es ein sehr gutes Rennen. Schade, dass wir mit unserem Auto Nummer eins den Kupplungsschaden hatten. So kam Tom nicht mehr aus eigener Kraft den Berg hoch und hat es nicht zurück in die Box geschafft. Frank und Emanuele sind ein fehlerfreies Rennen gefahren, und auch unsere beiden Kundenteams haben eine sehr gute Vorstellung geboten. Wir freuen uns sehr, unsere Titel in der Marken- und Teamwertung verteidigt zu haben. Das war wichtig für uns. Jetzt entscheidet sich im letzten Rennen, wer von unseren Fahrern Meister wird.“
Das Rennergebnis
1. Biela/Pirro (Infineon Audi R8) 120 Runden
2. Herbert/Wallace (Audi R8) + 1,602 Sek.
3. Johansson/Lemarie (Audi R8) 1 Rd. zur.
4. Taylor/Angelelli (Cadillac) 3 Rd. zur.
5. Tinseau/Collard (Cadillac) 4 Rd. zur.
6. Konrad/Borcheller (Saleen) 8 Rd. zur.
7. Fellows/O`Connell (Chevrolet) 9 Rd. zur.
8. Pilgrim/Collins (Chevrolet) 9 Rd. zur.
9. Lehto/Müller (BMW) 10 Rd. zur.
10. Müller/Ekblom (BMW) 10 Rd. zur.