"Mit Begeisterung und Leidenschaft": Interview mit Designer Jorge Diez
Zurück zur ÜbersichtJorge Diez, Designer im Audi Konzept Design München, spricht über die Gestaltung des ersten Audi auf dem Mond.
Señor Diez, entwerfen Sie für ein außerirdisches Fahrzeug wie den Mond-Rover ein außerirdisches oder ein außergewöhnliches Design?
Diez: Hier im Audi Konzept Design München denken wir offen, weil wir an unterschiedlichsten Zukunftskonzepten arbeiten. In unserer Abteilung müssen wir die Grenzen des Designs immer wieder neu ausloten. Den Mond-Rover zu gestalten, ist natürlich eine Aufgabe, die einen völlig neuen Ansatz erfordert. Zunächst müssen wir uns die Bedingungen, unter denen der Rover auf dem Mond fährt, genau anschauen, und dann muss das Design den technischen Anforderungen des Projekts Rechnung tragen.
Der Mond-Rover muss also ganz anders aussehen als ein normales Auto?
Diez: Gutes Automobildesign muss die Stärken des Objekts zum Ausdruck bringen, bei einem sportlichen Auto hat es das Gefühl von Dynamik zu vermitteln. Beim Mond-Rover ist das etwas anders: Hier muss das Design die Technologie und all ihre Bestandteile zeigen, zugleich jedoch auch die Audi-Identität ausdrücken. Bei jeder Art Fahrzeug geht darum, die Formensprache der Marke in ihrem Kontext zu entwickeln – auch beim Mond-Rover.
Der Mond-Rover wird vor allem durch seine hochspezialisierte Technologie definiert, die vom Design nicht beeinträchtigt werden darf. Empfinden Sie diese technischen Vorgaben als Beschränkung, oder bieten sie Ihnen neue Gelegenheiten?
Diez: Am Anfang sieht man das schon ein wenig als Beschränkung, aber danach immer mehr als Herausforderung. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass ein Mond-Rover unter Bedingungen unterwegs ist, die es sonst in unserem Universum nirgends gibt. Die Unterschiede bei der Temperatur sind extrem – zwischen der Seite, die der Sonne abgewandt ist, und der bestrahlten Seite liegen 300 Grad Celsius. Bei der Konstruktion des Rover braucht man also ein leistungsfähiges Thermomanagement. Der nächste Punkt sind die Materialien und der Leichtbau. Wegen der Strahlung auf dem Mond muss der Rover in hochfestem Aluminium und Magnesium aufgebaut sein. Und ebenso wie alle normalen Audi-Modelle muss er sehr leicht sein, weil die ohnehin hohen Transportkosten stark vom Gewicht abhängen. Letztlich gelten beim Mond-Rover dieselben Spezifikationen wie bei einem Audi auf der Erde – nur viel extremer: Effizienz, Leichtbau, e-tron-Power und der beste Antrieb für jede Art von Untergrund. Ein Auto von Audi hat einen quattro-Antrieb – der Mond-Rover auch. Aber auf dem Mond gibt es sehr feinen Sand, fast wie Puder, vor dem wir den Rover schützen müssen.
Ist der Mond-Rover ein Fahrzeug, bei dem die Form der Funktion folgt?
Diez: Ja, definitiv. Aufgrund der Verhältnisse auf dem Mond müssen wir über jedes kleinste Designdetail intensiv nachdenken. Hier zählt nicht nur die Eleganz, sondern vor allem die Effektivität des Rover. Das Design muss dem Zweck des Fahrens auf dem Mond dienen, wobei es aber auch die von Audi gewohnte und erwartete Ästhetik ausstrahlen soll.
Beim Design eines Autos haben Sie große Proportionen zu Verfügung, um die Linien zu ziehen. Der Mond-Rover ist ein sehr kleines Fahrzeug – wie beeinflusst das den Designprozess?
Diez: Die Art, wie wir den Rover gezeichnet haben, spiegelt eher das Vorgehen wider, das wir im Interieurdesign anwenden. Audi verfügt hier in der ganzen Automobilwelt über die höchste Qualität. Wir arbeiten beim Rover ganz ähnlich wie am Interieur unserer Autos: Wir gestalten Element für Element, mit absoluter Perfektion. Am Rover gibt es keine großen Oberflächen oder langen Linien, mit denen wir sonst Bewegung visualisieren. Er drückt etwas völlig anderes aus. Mit diesem Wissen im Kopf arbeiten wir an den Details, bis wir Perfektion erreichen. Alle Details bilden gemeinsam ein ikonisches und logisches Design.
Ist es wichtig, dass der Betrachter den Rover auf den ersten Blick als Audi erkennt?
Diez: Das Design von Audi entwickelt sich beständig weiter, doch seine Philosophie bleibt bestehen. Wir kommen vom Bauhaus, von funktionellen Formen, von der technischen Präzision. Wir besitzen Grundwerte, die man in jedem unserer Entwürfe sieht, ganz gleich, ob es ein Flugzeug oder ein Möbelstück ist. Diese Essenz wird auch im Rover zu sehen sein, aber in einer ganz eigenen Interpretation.
Gibt der Rover auch einen Hinweis auf das zukünftige Audi-Design?
Diez: Vielleicht nicht beim Styling, aber sicher in der Art, wie wir die Herausforderung annehmen, etwas Schönes zu schaffen, das sich unter denkbar extremen Bedingungen bewähren muss. Jeder bei uns im Team ist voll Leidenschaft dabei. Dieses Design kommt aus unseren Herzen und unserer Hingabe – und deshalb können wir bestehende Grenzen überschreiten.
Die angegebenen Ausstattungen und Daten beziehen sich auf das in Deutschland angebotene Modellprogramm. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.