incampus
Zurück zur ÜbersichtDer incampus ist ein Technologiepark in der Nähe des Werks Ingolstadt. Auf dem ehemaligen Raffineriegelände arbeitet Audi gemeinsam mit Partnern an der Zukunft der Mobilität. Zu finden sind hier unter anderem das Fahrzeugsicherheitszentrum und ein Rechenzentrum von Audi sowie Einrichtungen der VW Softwareschmiede CARIAD. Saniert wurde das stark belastete Gelände in Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und Audi.
Der incampus befindet sich auf einem ehemaligen Raffineriestandort in Ingolstadt. 2015 erwarb die IN-Campus GmbH, ein Joint Venture der Stadt Ingolstadt durch ihr Beteiligungsunternehmen IFG AöR und der AUDI AG, den größten Teil der Industriebrache. Die erforderliche Sanierung von Boden und Grundwasser begann im Herbst 2016 im Norden des Geländes und war Ende 2021 baulich abgeschlossen. Parallel zur Revitalisierung hatte auf den sanierten beziehungsweise unbelasteten Teilflächen bereits die Bebauung begonnen. Im September 2023 wurde der incampus in Anwesenheit des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder und des Oberbürgermeisters von Ingolstadt, Dr. Christian Scharpf, offiziell eröffnet.
Eine wesentliche Stärke des Geländes ist die zusammenhängende Fläche von 75 Hektar, wie sie sonst in Ingolstadt und der Region nicht zu finden ist. Dadurch konnte der incampus als weiträumiger, flexibler und attraktiver Technologiepark konzipiert werden, in dem Hightech und Kreativität zusammenfinden. Ein weiterer Vorteil ist die Lage des Areals: Es befindet sich im Südosten Ingolstadts unmittelbar an der Autobahn A 9 und wenige Fahrminuten vom Audi Stammwerk entfernt.
Offen und naturnah: die Gesamtanlage
Der incampus ist als offene Anlage ohne Werkzaun konzipiert, als echter Campus also. An seinem Südrand liegt der Audi Sportpark – das Stadion des FC Ingolstadt 04 –, im Westen grenzt ein Gewerbegebiet an. Im Norden und Osten erstrecken sich lichte Auwälder am Ufer der Donau. Der Übergang dorthin erfolgt in einem Grünzug von 15 Hektar Fläche. Hier entsteht ein naturnaher Auwald mit Magerrasen. Auf diese Weise verbindet der incampus den urbanen Raum mit der Ruhe der Donauauen, er bildet eine Schnittstelle zwischen Hightech und Natur. Von Norden nach Süden verläuft eine etwa ein Kilometer lange Allee mit Grünanlagen über den incampus. An mehreren Stellen weitet sich diese rund 50 Meter breite „Campus-Ader“ zu kleinen Plätzen, vitalen Kommunikations- und Begegnungsräumen für die Beschäftigten und Menschen, die das Areal besuchen.
Modernste Technologie: das Fahrzeugsicherheitszentrum
Das bisher größte Gebäude auf dem incampus ist das Fahrzeugsicherheitszentrum, das seinen Betrieb im September 2023 aufgenommen hat. Es misst mit Anlaufbahnen 130 × 260 Meter.
Das Herzstück des Bauwerkes bildet die sogenannte Crash-Arena, ein stützenfreier Bereich von 50 × 50 Meter Fläche. Ein mobiler Crash-Block ist in der Crash-Arena beweglich angeordnet und ermöglicht einen hocheffizienten Ablauf bei den vielfältigen Crash-Versuchsarten. Der Bereich ist von mehreren Crash-Bahnen durchzogen, sodass auch Versuche zu Kollisionen zwischen zwei Fahrzeugen und zur aktiven Sicherheit möglich sind. Die längste Anlaufbahn ist 250 Meter lang und erlaubt auch Versuche zu Crash-Situationen mit vorangehenden Bremseingriffen. Dank einer neuartigen Schlittenbahn mit sogenannter Verzögerungseinheit wird die Entwicklung von Gurtsystemen und Airbags noch effizienter ablaufen. Hochmoderne Highspeed-Kameras und energieeffiziente LED-Lichtsysteme unterstützen das Team im Fahrzeugsicherheitszentrum bei seiner Arbeit. Ein Dummylabor, Komponentenprüfstände, Werkstätten und Büros komplettieren das Gebäude.
Konzept, Technik und angrenzende Erweiterungsflächen stellen sicher, dass das neue Fahrzeugsicherheitszentrum auf viele Jahre hinaus den Anforderungen genügt. Das ist wichtig für die sich verschärfenden Normen und Vorschriften auf den weltweiten Märkten und für neue technologische Anforderungen. Trotz aller rasanten Fortschritte in der Simulationstechnik bleiben reale Crash-Versuche und Komponentenprüfungen der Hardware unverzichtbar.
Digitaler Nervenknoten: das Rechenzentrum
Zwischen dem Projekthaus und dem Fahrzeugsicherheitszentrum befindet sich ein neues Rechenzentrum von Audi auf einer Geschossfläche von fast 10.000 Quadratmetern. Etwa 800 Server- und Datenschränke sind dort auf einer IT-Fläche von 2.400 Quadratmetern verfügbar. Die mögliche Leistung beträgt in der ersten Ausbaustufe rund 2 Megawatt und kann auf bis zu 4,4 Megawatt angehoben werden. Das Rechenzentrum unterstützt die Zukunftsprojekte der AUDI AG mit modernster Hard- und Software; in seinem Technikkonzept stehen maximale Verfügbarkeit und höchste Ausfallsicherheit an erster Stelle.
Ideenfabrik: das Projekthaus
- Ein prägendes Gebäudeareal ist das sogenannte Projekthaus. Es bildet im Nordwesten des Geländes einen großzügigen Komplex aus vier Baukörpern. Hier arbeiten Expert_innen an Zukunftstechnologien. Die neue Ideenfabrik bietet Platz für etwa 1.400 Menschen. Die insgesamt 42.000 Quadratmeter große Büro- und Werkstattfläche, ergänzt durch Konferenzräume und Gastronomie, ist komplett bezogen.
- CARIAD bündelt die Softwarekompetenzen des Volkswagen Konzerns und ist seit Ende 2020 mit einem Kompetenzzentrum am incampus angesiedelt. Der Technologiepark bietet den IT-Expert_innen des Softwareunternehmens ein attraktives Umfeld für flexibles Arbeiten.
- Der incampus hat eine direkte Anbindung an die Autobahn A 9. Bereits seit Jahren dient die Autobahn A 9 als digitales Testfeld für die Entwicklung des automatisierten Fahrens. Dieses Testfeld wurde über die Auwaldseestraße bis zum incampus erweitert.
Smarte Energie: die Energiezentrale
Die Energiezentrale befindet sich nordöstlich des Projekthauses. Sie stellt nicht nur Energie bereit – sie ist auch das Herz und das Gehirn des energetischen Konzepts für den incampus.
Das modular aufgebaute Energiekonzept des incampus basiert auf drei Grundbausteinen: einem wasserbasierten Rohrleitungssystem, reversiblen Wärmepumpen und einem Cross Energy Concept. Über das Rohrleitungsnetzwerk und die reversiblen Wärmepumpen werden Gebäude auf dem incampus mit der Abwärme anderer Gebäude, etwa aus dem Rechenzentrum, beheizt. So wird Energie eingespart und Energie, die andernfalls ungenutzt verpuffen würde, wird upgecycelt, Verbraucher werden zu Erzeugern.
Überschüssige Wärme- und Kälteenergie wird in drei thermische Energiespeicher in der Energiezentrale geleitet – sie fassen insgesamt 3.000 Kubikmeter. Als zusätzlicher, fast 29.000 Kubikmeter großer saisonaler Wärmespeicher dient in den nächsten Jahren das ehemalige Feuerlöschbecken, das während der Sanierung die Funktion eines Pufferbeckens hatte. Die gespeicherte Wärme oder Kälte sorgt das ganze Jahr über für eine gleichmäßige Energieversorgung.
Das Energiekonzept ist modular und hochflexibel ausgelegt. Die mittelfristige Vision ist ein Nullenergiecampus, der in hohem Maße selbst erzeugte und regenerative Energien nutzt. Weitere Innovationsbausteine werden dabei nach und nach in das modulare Energiesystem integriert. Eine erste Photovoltaikanlage auf dem begrünten Dach der Energiezentrale sorgt bereits für grünen Strom.
Sicherheit im Fokus: das Funktionsgebäude
Im Nordosten des incampus ist ein zweigeschossiges Funktionsgebäude angesiedelt; hier sind Objektschutz, Schulungsräume, eine incampus-eigene Feuerwache und eine medizinische Notfallstation integriert. Baustart war 2020 und bereits zum August 2021 konnte die Nutzungsaufnahme erfolgen.
Die Sanierung des ehemaligen Raffineriegeländes
Der incampus befindet sich auf einem ehemaligen Raffineriestandort, der 43 Jahre in Betrieb war. Von 1965 bis 2008 sind hier verschiedene Erdölprodukte hergestellt worden. Nach der Einstellung des Betriebs wurden die Anlagen bis 2013 rückgebaut. Im Herbst 2015 erwarb die IN-Campus GmbH, ein Joint Venture der Stadt Ingolstadt durch ihr Beteiligungsunternehmen IFG AöR und der AUDI AG, das Gelände und unterzeichnete wenige Monate später einen öffentlich-rechtlichen Sanierungsvertrag.
Aus den etwa 1.200 Erkundungsbohrungen und 50.000 Laboranalysen, die über die Jahre hinweg vorgenommen wurden, ergab sich, dass 22 Hektar Fläche belastet und sanierungsbedürftig waren. Im Boden fanden sich 900 Tonnen Schweröl, 200 Tonnen Leichtbenzin sowie giftige per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS) vom Löschschaum der einstigen Betriebsfeuerwehr.
Die erforderliche Sanierung von Boden und Grundwasser begann im Herbst 2016 – ausgeführt von der ARGE IN-Campus GbR, einer Arbeitsgemeinschaft aus drei Fachfirmen. Zu den eingesetzten Methoden gehörte unter anderem das sogenannte Air-Sparging, bei dem giftige Stoffe durch Bodenluftabsaugung aus dem Erdreich gelöst werden, sowie der Wabenaushub mit nachgeschalteter Bodenwäsche. Seit Ende 2021 sind die aktiven Sanierungsarbeiten abgeschlossen. 15 Hektar des umfangreich aufbereiteten Geländes sind für die Umwelt reserviert: Hier entsteht ein naturnaher Auwald mit arttypischen Pflanzen als Ausgleichsfläche.
Noch bis 2028 wird die sogenannte Abstromsicherung auf dem Gelände des incampus weitergeführt, bei der aus zehn Brunnen am Rand des Areals das Grundwasser aus dem Boden gepumpt wird. Eine Aufbereitungsanlage reinigt das Wasser zu über 99,9 Prozent von noch vorhandenen Schadstoffen. Die Sanierung des incampus-Geländes ist eines der größten Bodensanierungsprojekte in Deutschland und die erste vollumfängliche Sanierung eines Raffineriegeländes in Bayern.