Audi Werksfahrer Frank Stippler im Portrait
- Sympathischer Eifelaner ohne Star-Allüren
- Oldtimer sind die große Leidenschaft des DTM-Piloten
- Familie und Freundin spielen die Hauptrolle
Wer Frank Stippler zu Hause besuchen möchte, der braucht sich um eine genaue Wegbeschreibung nicht zu kümmern. „Der Stippi? Der wohnt da unten“, ruft der Nachbar über den Gartenzaun und deutet mit der rechten Hand den Berg hinab. In einem überschaubaren Ort wie Bad Münstereifel kennt man sich eben. Und das erst recht, wenn es sich bei dem Gesuchten um einen der berühmtesten Söhne der Stadt handelt: Nach einem Gastspiel beim 24-Stunden-Rennen im Vorjahr ist der 30 Jahre alte Stippler seit Anfang der Saison offiziell Audi Werksfahrer und pilotiert im Audi Sport Team Joest einen Audi A4 DTM des Meisterjahrgangs 2004.
Obwohl er sich auf der Rennstrecke inzwischen mit Weltstars wie Heinz-Harald Frentzen oder Mika Häkkinen misst, ist der leidenschaftliche Radfahrer noch immer der „Stippi“ von nebenan geblieben. Verstecken braucht er sich in der DTM vor den ehemaligen Formel 1-Piloten nicht – ihre manchmal zu Tage kommenden Star-Allüren indes sind dem sympathischen Eifelaner mehr als fremd. Frank Stipplers Domizil gleicht einer kleinen Burg: Mitten im Hang am Rande der knapp 20.000 Einwohner zählenden Kurstadt liegt das großzügige und spannend verwinkelte Haus, das er sich mit seinen Eltern, deren Hund Moritz und seit einiger Zeit auch mit seiner Freundin Eve teilt. Die enge Verbundenheit zum Motorsport entzieht sich dem Betrachter dabei auf keinem einzigen Quadratmeter. Egal, ob Flur, Küche oder auf dem Wohnzimmer-Tisch, der – natürlich – aus einem Rennreifen besteht: Überall zeugen Pokale, Modelle, Plakate, Zeitschriften, Fotos oder andere Erinnerungen von Stipplers automobiler und PS-starker Leidenschaft.
Dabei war der Weg des gebürtigen Kölners in die Top-Klasse des Tourenwagensports keineswegs ein gradliniger Durchmarsch. Zwar stand für den damaligen Kfz-Lehrling schon mit 16 Jahren fest, dass seine Zukunft etwas mit vier Rädern zu tun haben sollte. Doch den klassischen, aber manchmal teuren Weg über den Kartsport ließ Stippler aus. Mit Unterstützung seines Vaters baute er Gruppe H-Tourenwagen auf und fuhr schon wenig später erste Klassensiege ein. Es folgte eine Karriere im Porsche Cupsport, wo Stippler im Jahr 2003 als erstem Piloten das Kunststück gelang, mit Carrera Cup und Supercup das nationale und internationale Championat für sich zu entscheiden.
Auch wenn er mit dem Audi A4 DTM heute einen Hightech-Tourenwagen bewegt, ist die Leidenschaft für historische Fahrzeuge geblieben – zwar nicht mehr auf der Rennstrecke, dafür aber auf sportlichen Landstraßen in der Eifel. Natürlich nur bei gutem Wetter wird dann der Alfa Romeo „Kantenhaube“, Baujahr 1969, auf den Serpentinen rund um den Nürburgring ausgeführt. Dass so ein Schmuckstück nicht nur Spaß, sondern auch eine Menge Arbeit bereitet, ist für Frank Stippler kein Problem: Im vergangenen Jahr, in dem er über einen Einsatz für Audi beim 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife den Sprung ins Werksteam schaffte, beendete der Kraftfahrzeug-Mechaniker auch sein Ingenieurs-Studium.
Die Faszination für Oldtimer und Motorsport teilt Frank Stippler mit seinem Vater, der seinem Sohn aber nicht nur im Blaumann in der Garage zur Seite steht, sondern auch einen starken Rückhalt in der Karriere seines Sohnes bildet. Nicht umsonst sagt Frank Stippler: „Es war einer der schönsten Momente, als ich zehn Jahre nach meinem Einstieg in den historischen Motorsport dank großer Hilfe meines Vaters zu ihm gehen und sagen konnte: ‚Ich bin Audi-Werksfahrer’.“ Noch heute übernimmt der Herr Papa das Tagesgeschäft und sämtliche Bürokratie, so dass der Sohn den Rücken frei hat für seine Aufgaben als Werksfahrer, seine Aktivitäten für die quattro GmbH und die Betreuung der persönlichen Sponsoren.
Während der Vater und Freundin Eve Scheer – die Schauspielerin und Moderatorin betreibt selbst Motorsport – bei fast allen Rennen direkt in der Box die Daumen drücken, ist die DTM für Stipplers Mutter zu spannend. Pünktlich sonntags um kurz vor zwei verkrümelt sie sich auf die große Terrasse mit Blick ins Grüne und wartet ab, bis die Zielflagge erreicht ist. Beim Lauf auf dem Nürburgring in dieser Saison wagte sie zum ersten Mal einen Blick auf den Fernseher und verfolgte den Start live. Noch bevor ihr Schützling die erste Runde absolviert hatte, war dann allerdings wieder frische Luft angesagt.